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Die Neue
Carola Lentz übernimmt als zweite Frau das Goethe-Institut
Es ist mehr als ein Generationswechsel. Es scheint vielmehr ein politisch-kultureller Schachzug: Carola Lentz ist zur neuen Präsidentin des Goethe-Instituts berufen worden. Die 66 Jahre alte Ethnologieprofessorin aus Mainz löst den 80-jährigen Bibliothekar Klaus-Dieter Lehmann ab, der die international agierende Institution seit 2008 führte. Lentz ist nach der Juristin und SPD-Politikerin Jutta Limbach die zweite Frau an der Spitze der männerdominierten Kulturreinrichtung mit 157 Instituten in 98 Staaten. Sie hat eine universelle Ausbildung genossen, Soziologie, Politikwissenschaft, Germanistik und Pädagogik studiert, zwei Staatsexamen auf Lehramt abgelegt und Erfahrungen als Lehrkraft gesammelt, bevor sie sich noch zu Studien der Agrarwissenschaften und Agrarsoziologie, mit Fokus auf die Tropen und Subtropen, sowie der Ethnologie entschloss.
Hernach tourte sie rund um den Erdball, betrieb Feldforschung in Bolivien, Mexiko und Ecuador sowie in Burkina Faso und Ghana. Ihr wissenschaftliches Interesse ist breit gefächert: Ethnizität, Nationalismus und Erinnerungspolitik, Bodenrecht und Landkonflikte, Kolonialismus und Kulturtheorien, Eliten- und Mittelklassenforschung. Diese Spannbreite hat sie offenbar in einer Zeit heftiger Debatten um Postkolonialismus, Nord-Süd-Konflikte, Raubbau und Rechtspopulismus für das höchste Amt einer Institution prädestiniert, die als einflussreichstes Instrument deutscher auswärtiger Kulturpolitik gilt, Deutschtum und deutsche Sprache im Ausland fördern soll und den Ruch nicht so recht loswird, eine Art neokoloniales Instrument zu sein. Die Nachfolgeorganisation der 1945 von der US-Besatzungsmacht wegen NS-Treue aufgelösten Deutschen Akademie ist in den 1950 Jahren mit Hilfe NS-verstrickter »Ehemaliger« gegründet worden und mit dem ebenfalls von »Ehemaligen«, Ribbentrops Diplomaten, aufgebauten Auswärtigen Amt verbunden. Es bedurfte ergo einer Neuen, neuen Gesichts und Profils.
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