Kuba trotzt dem Virus!

Von Reinhard Renneberg, Merseburg

  • Reinhard Renneberg
  • Lesedauer: 2 Min.

E-Mail aus Havanna! Ursprünglich wollte ich gerade jetzt auf Kuba unseren Herzinfarkt-Schnelltest landesweit ausprobieren helfen. Das Virus zwang mich leider zum Daheimbleiben …

Mein Kollege und Freund Gerardo Guillen Nieto, Chef des kubanischen Instituts für Biotechnologie und Gentechnik (CIGB) in Havanna, schickt mir deshalb fast täglich aktuelle Nachrichten. Zu Wochenbeginn betrug die Zahl der aktiven Fälle auf Kuba insgesamt 496, zwei davon kritisch krank, zwei schwer. Und von den gerade mal 52 neuen Fällen des Tages waren zwei eingeschleppt worden. Alle konzentrieren sich auf die vier Provinzen Pinar del Río, Ciego de Ávila, Sancti Spíritus und Havanna. 7349 Kubaner wurden seit dem 11. März 2010 infiziert, 130 davon verstarben. Und das bei einer Bevölkerung von über 13 Millionen Kubanern.

Die Kubaner sind sehr stolz auf ihr erfolgreiches Behandlungsschema und ihr beispielhaftes Gesundheitswesen: Sie benutzen eine Mischung aus den gentechnisch produzierten Interferonen alpha und gamma (siehe Biolumne vom 28./29. März 2020) für eine frühzeitige Behandlung. Weniger als vier Prozent der positiv Getesteten entwickelten daraufhin eine echte Erkrankung.

Das geheimnisvolle Peptid des Biotech-Instituts CIGB-258, genannt »Jusinza«, setzt man in den Intensivstationen gegen den tödlichen »Cytokin-Sturm« ein. Die hohe Todesrate bei der Grippe-Pandemie nach dem Ersten Weltkrieg unter jüngeren Menschen im Alter von 20 bis 40 Jahren unterschied sie fundamental von der saisonalen Grippe, die in erster Linie Säuglinge und alte Menschen gefährdet. Eine Erklärung dieses überraschenden Phänomens bei der Spanischen Grippe ist eben dieser Cytokin-Sturm.

Während einer Immunreaktion werden nämlich Cytokine gebildet, Botenstoffe, die weitere Immunzellen an den Ort der Entzündung locken und sie aktivieren. Darauf bilden diese ebenfalls Cytokine, um die Immunreaktion weiter zu verstärken. Normalerweise geht diese Immunreaktion wieder zurück, sobald das Virus (also das Antigen) nicht mehr vorhanden ist. Bei einem Cytokin-Sturm werden die Leukozyten so stark aktiviert, dass sich die Immunreaktion nicht wieder von selbst beruhigt. Es werden verschiedene Cytokine, Radikale und Gerinnungsfaktoren gebildet und Immunzellen sammeln sich am Ort der Entzündung. Das beeinträchtigt die Funktion des Lungengewebes, bis hin zum Organversagen. So auch bei den schweren Covid-19-Erkrankungen. In Kuba überlebten mehr als 85 Prozent der 200 behandelten Patienten dank der neuen Biotech-Therapien.

Zusätzliche Hoffnung gibt den Kubanern trotz der Krise auch, dass der benachbarte »Embargo-Präsident« nun bald das Weiße Haus räumen muss.

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