Deutschland soll »weltpolitikfähig« werden

Annegret Kramp-Karrenbauer wirbt für einen verteidigungspolitischen New Deal Europas mit den USA

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

»Wir erleben einen Augenblick von großer Tragweite«, leitete Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ihre Grundsatzrede zur deutschen und europäischen Verteidigungspolitik ein. Vor Offizier*innen der Bundeswehruniversität Hamburg erläuterte die Verteidigungsministerin am Dienstag in Berlin ihre Vorstellungen über die neue strategische Ausrichtung der Armee, die insbesondere nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU und der Amtseinführung des neu gewählten US-Präsidenten Joe Biden nötig sei.

Deutschland solle mehr Verantwortung in Europa übernehmen, müsse »weltpolitikfähig werden« und Politik über die Ressorts vernetz betreiben. Geht es nach Kramp-Karrenbauer, soll es ein legislaturübergreifender Kurs werden. Große Neuigkeiten blieben jedoch aus. Mehr Geld müsse es geben, um nicht nur der neuen Verantwortung gerecht zu werden, sondern auch die bislang unvorhersehbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Verteidigungspolitik zu kompensieren. Bei der Finanzierung von neuen Rüstungsprojekten vertrat die Ministerin die Auffassung, dass sich nicht mehr aus dem laufenden Haushalt bedient werden dürfe, sondern dass neue Großprojekte stets auch mit mehr Geld für den Bundeswehretat einhergehen müssten. Alles andere gehe zulasten der Substanz der Truppe.

Das Paradox der Sicherheits- und Verteidigungspolitik, einerseits von den USA abhängig zu sein, und andererseits künftig »mehr als Europäer selbst zu tun«, werde weiterhin fortbestehen. Denn, so die Ministerin, die EU sei insbesondere bei den Systemen zur Abwehr ballistischer Raketen und bei den nuklearen Fähigkeiten teilweise zu fast 100 Prozent von den Vereinigten Staaten abhängig. Ohne diese Kapazitäten könnten sich Deutschland und die EU nicht effizient schützen.

Damit reagierte die Politikerin auf Kritik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Dieser will Frankreichs Rolle als einzige verbliebene EU-Atommacht der EU ausbauen. Am Montag hatte er in einem Interview gefordert, die EU müsse militärisch schnell von der Nato wie auch von den USA unabhängig werden. Zwar betonte auch Kramp-Karrenbauer, die EU müsse mehr für ihre Sicherheit tun. Doch eine Abkopplung von den Fähigkeiten der US-Amerikaner würde finanziell »Jahrzehnte dauern« und zugleich Ausgaben erfordern, »die sehr stark über den jetzigen liegen«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -