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»Die Polizei macht einfach weiter«
Am Wochenende ist erneut eine Aktivistin im Dannenröder Wald von einem Baum abgestürtzt
Homberg. Bei den Protesten gegen die Rodungen im mittelhessischen Dannenröder Forst für die Autobahn 49 ist am Samstagmorgen erneut eine Aktivistin aus mehreren Metern Höhe abgestürzt. Eine Frau sei im südlichen Bereich des Waldes von einer Plattform zwischen Bäumen aus vier bis sechs Metern Höhe zu Boden gestürzt, sagte ein Polizeisprecher. Rettungskräfte und ein Notarzt hätten sie versorgt. Ermittlungen zur Klärung der Absturzsache seien eingeleitet worden. »Dieser Vorfall reiht sich ein in die Liste an Gründen, weshalb wir den sofortigen und endgültigen Stopp der Räumungs- und Rodungsarbeiten im Dannenröder Wald als notwendig erachten«, so Charlie Linde vom Wald-Statt-Asphalt-Bündnis.
Die Aktivisten haben der Polizei wiederholt vorgeworfen, bei den Räumungen Leben zu gefährden - vor allem, nachdem bereits am 15. November eine Aktivistin von einem hochbeinigen Gestell gestürzt war. Verantwortlich dafür soll laut der Staatsanwaltschaft Gießen ein Polizist gewesen sein, der zuvor ein Seil durchtrennt habe, das mit dem Gestell verbunden gewesen sei. Die Verbindung soll für den Beamten nicht erkennbar gewesen sein. Gegen ihn wird der Staatsanwaltschaft zufolge wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Körperverletzung im Amt ermittelt. Den Ermittlern zufolge gibt es keine Hinweise auf ein vorsätzliches Handeln.
»Es macht mich wütend und traurig, dass selbst nach dieser weiteren Tragödie kein Innehalten von Seiten der Polizei erfolgt. Die Polizei macht einfach weiter, als wäre nichts Geschehen und provoziert damit die weitere Eskalation des Konfliktes. Sie gefährdet und riskiert weiterhin Menschenleben«, so die Aktivistin Mara Frey in einer Erklärung des Wald-Statt-Asphalt-Bündnisses vom Wochenende.
In dem Waldstück nahe Homberg/Ohm im Vogelsbergkreis sollen auf einer Fläche von 27 Hektar Bäume für den Weiterbau der Autobahn 49 gerodet werden, die Arbeiten laufen längst. Umwelt- und Klimaschützer protestieren, weil sie das Projekt angesichts der Klimakrise für verfehlt halten. Befürworter versprechen sich von dem Autobahnbau weniger Verkehrs- und Lärmbelastung in den Dörfern und eine bessere Anbindung ans Straßennetz. Vor mehr als einem Jahr hatten Aktivisten den Dannenröder Forst besetzt. Sie richteten sich in mehreren Baumhaus-Camps ein und bauten zahlreiche Barrikaden.
Am Sonntag pausierten die Rodungen - aus Rücksicht auf den Totensonntag, wie die Polizei via Twitter erklärte. Protestiert wurde dennoch. Rund 400 teils in weiße Anzüge gekleidete Menschen zogen am Sonntagmorgen zu der bereits abgeholzten und mit Zäunen und Natodraht abgesicherten Schneise in dem Waldstück.
Auch in Köln kletterten in einem Park mehrere Menschen aus Solidarität mit den Protesten gegen die Rodungsarbeiten auf einen Baum. Eine nicht angemeldete Versammlung, von der die Aktion am Sonntag begleitet wurde, löste die Polizei zunächst auf. Bei den Kletterern handle es sich um fünf Personen, die über entsprechende Ausrüstung verfügten, sagte ein Polizeisprecher. Den Angaben zufolge errichteten sie auf dem Baum eine Plattform und hängten ein Banner auf. Drei von ihnen waren auch am Abend noch in dem Baum. Ein 14-Jähriger, der heruntergeklettert war, wurde zunächst auf die Polizeiwache gebracht, wo er seinen Erziehungsberechtigten übergeben wurde. Zudem gab es eine angemeldete Spontanversammlung zur Unterstützung der Baumbesetzer. Agenturen/nd
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