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Akelius teilt in großem Stil auf

Anton-Saefkow-Siedlung in Prenzlauer Berg mit rund 400 Wohnungen in Eigentum umgewandelt

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Pünktlich zum einstigen Republiksgeburtstag der DDR am 7. Oktober hat der schwedische Wohnungskonzern Akelius vom Bezirk Pankow sogenannte Abgeschlossenheitsbescheinigungen für die Anton-Saefkow-Siedlung in Prenzlauer Berg erhalten. Exakt 391 Mietwohnungen in dem auch Grüne Stadt genannten Ensemble können nun in Eigentum umgewandelt und verkauft werden. Das geht aus der für die Bezirksverordneten erstellten monatlichen Übersicht der bezirklichen Stadtentwicklungsverwaltung hervor, die »nd« vorliegt.

»Mittlerweile sollte sich das Geschäftsgebaren von Akelius herumgesprochen haben. Kaltmieten bis zu 24 Euro, Sanierungen ohne Rücksicht auf Mieter*innen und wahrscheinliche Betrügereien beim Ankauf durch Share Deals«, sagt die Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe. Die Siedlung liegt in ihrem Wahlkreis. »Mit der bevorstehenden Umwandlung von 400 Mietwohnungen in der Grünen Stadt im Prenzlauer Berg in Eigentum gibt es ein neues, negatives Highlight. Es wird erneut deutlich, was Akelius treibt: die maßlose Gier nach maximalen Profit«, so Kiziltepe weiter.

Die Bewohner der Siedlung stöhnen seit bald zwei Jahren unter laufenden Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten. Sie klagten nicht nur über Lärm und Dreck, sondern auch über »häufige Wassereinbrüche« und - daraus resultierend - über »massiven Schimmelbefall und Gefahr durch nass werdende Elektroinstallationen«.

Akelius fällt berlinweit durch die flächendeckende Aufteilung von Mietshäusern in Eigentum auf. »Dazu benötigt man zunächst ein Gebäudeaufmaß, das wir für unsere Sanierungen sowieso erstellen lassen. Wenn diese vorliegen, führen wir immer auch eine Aufteilung durch«, erklärte das der für die Innenstadtbezirke zuständige Akelius-Regionalmanager Max Heldt im Juli im nd-Gespräch. 39 Wohnungen in zwei Berliner Mietshäusern will der Konzern als »Test« einzeln veräußern. »Wir wollen weder einzelne Wohnungen noch ganze Häuser im größeren Stil verkaufen«, sagte Heldt im Juli.

»Es gehört zum Geschäftsmodell von Akelius Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umzuwandeln«, ist die Akelius-Mieter*innenvernetzung überzeugt. Zumal das Akelius-Geschäftsmodell - Luxussanierung und anschließende Vermietung zu horrenden Preisen - durch den Mietendeckel unter Druck geraten ist. »Es geht Akelius nur um den Profit und in diesem Profitstreben ist die Umwandlung und der Verkauf schon eingeplant - vielleicht ohne Mietendeckel etwas später, aber auf jeden Fall in absehbarer Zeit«, so die Initiative.

»Die Aufteilung von Mietshäusern in Eigentumswohnungen erhöht massiv den Verdrängungsdruck auf uns Mieter*innen«, erklärt die Akelius-Mieter*innenvernetzung. Nur in den seltensten Fällen können Mieter die von ihnen bewohnten Wohnungen kaufen - von 2014 bis 2019 geschah das nur in 0,5 Prozent der Fälle, exakt 54-mal.

»Der Vorgang zeigt, dass der Bezirk Pankow bisher beim Mieter*innenschutz nicht genug tut. Schon längst hätte die Grüne Stadt vollständig zum Milieuschutzgebiet erklärt werden müssen«, heißt es von der Mieter*innenvernetzung. Insgesamt agiere der Bezirk in diesen Fragen nur sehr zögerlich.

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