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Senat verdoppelt Azubi-Programm auf 1000 Plätze

Um Auszubildende von insolventen Unternehmen eine Perspektive zu bieten, nimmt der Rot-Rot-Grün Landesunternehmen in die Pflicht

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Die ganze Wucht der Coronakrise spiegelt sich auf dem Berliner Arbeitsmarkt noch nicht wider. Zurzeit gibt es zwei gegensätzliche Entwicklungen: Zum einen entstehen im IT-Bereich sogar zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, was auch mit den aktuellen Digitalisierungsprozessen zusammenhängen dürfte. Es gibt aber auch Branchen, die wegen der Coronakrise bereits daniederliegen: Im Kongress- und Messegeschäft, in der Hotellerie und der Kultur ist der Betrieb im Lockdown heruntergefahren worden.

Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) sagt trotzdem: »Wir sind über die Zahlen überrascht bis positiv gestimmt, Berlin wurde nicht so stark getroffen wie befürchtet.«
Das bedeutet allerdings nicht, dass sich die Politik zurücklehnen könnte. Im Gegenteil. »Wir brauchen branchenspezifische flexible Systeme«, sagt Breitenbach.

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Rot-Rot-Grün will seinen Schwerpunkt vor allem auf die Qualifizierung von Menschen legen. Um die Menschen zu motivieren, sich beispielsweise im Bereich Digitalisierung schulen zu lassen, soll eine sogenannte Berlin-Prämie eingeführt werden, die an diejenigen ausgezahlt wird, die an einer entsprechenden Fortbildung teilgenommen haben.

Das ist eines der Ergebnisse eines Spitzentreffens, das am vergangenen Freitag im Roten Rathaus zwischen Senat, Verbänden, Gewerkschaften und der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit stattgefunden hat. Bereits zum zweiten Mal fand ein solcher »Arbeitsmarktgipfel« in Zeiten der Coronakrise statt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einigten sich dabei in Grundzügen auf ein Papier, das noch endgültig abgestimmt werden soll. Klar ist, dass Berlin weiter auf den Bund zugehen muss, um Mittel einzuwerben, mit denen die genannten Qualifizierungshilfen finanziert werden können.

»Die Coronakrise beschäftigt uns sehr in arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischer Hinsicht«, erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Freitag im Anschluss an die Spitzengespräche. Ziel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist es demnach, alles dafür zu tun, dass die Arbeitsplätze in der Stadt gehalten und stabilisiert werden können. Bis zu 50 000 Arbeitsplätze waren allein 2019 in Berlin zusätzlich entstanden, allgemein sprach man lange von einem »Jobwunder«.

Weltweite Handelskrisen, der Brexit und vor allem die Auswirkungen der Coronakrise haben dieser positiven Entwicklung nun ein Ende bereitet. Aktuell beträgt die Erwerbslosenquote in Berlin etwa zehn Prozent. Einige Auswirkungen werden durch Hilfen wie die Kurzarbeit abgemildert.

Besonders dramatisch entwickelt sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt. »Wir haben rein rechnerisch zu wenig Ausbildungsplätze für die Bewerberinnen und Bewerber«, betont Arbeitssenatorin Breitenbach. Besondere Sorgen bereiten ihr die Auszubildenden von insolvent gegangenen Unternehmen.

Allein in der Gastrobranche befürchtet derzeit die Hälfte der Unternehmen, dass sie pleite gehen könnten. Um diesen jungen Menschen eine Perspektive zu bieten, hat Rot-Rot-Grün beschlossen, zu einem bestehenden noch ein weiteres Ausbildungshotel einzurichten. In diesem können schon 18 Auszubildende ihre Ausbildung abschließen. Hinzu kommt, dass das Berliner Ausbildungsprogramm, das bislang 500 Plätze hatte, in Zukunft auf 1000 Plätze verdoppelt werden soll.

»Wenn wir das nicht machen, verwehren wir einer Generation die Zukunft«, so Breitenbach. An die Berliner Unternehmen appellierte die Arbeitssenatorin erneut, gerade jetzt Auszubildende einzustellen, denn diese seien die Fachkräfte der Zukunft.

Was Investitionen angeht, will der Senat mit gutem Beispiel vorangehen. »Wir sparen und kürzen in der Krise nicht«, sagte Müller. Neue Arbeits- und Ausbildungsplätze sollen unter anderem durch die Investition in eine neue Zellklinik entstehen, die als Ergänzung zum geplanten Tumorzentrum gebaut werden soll. Als Kooperationspartner sieht der Senat hierbei Pharmakonzerne. Eine florierende Gesundheitswirtschaft ist eine der Zukunftshoffnungen, die Rot-Rot-Grün hegt.

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