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Erst Halbzeit
Daniel Lücking zur Einheit im Jahr 30 nach der friedlichen Revolution
Wir haben sie seit nunmehr 30 Jahren, und doch: Wir haben sie immer noch nicht. Das ist die ernüchternde Erkenntnis des Abschlussberichts der Kommission »30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit«. Ostdeutsche nennen das wohl einfach nur Alltag, so sie in einer der vielen Regionen leben, die den Anschluss an das westdeutsche Wirtschaftsniveau noch nicht geschafft haben. Mit kommunikativen Maßnahmen, die die Erfolge benennen, die es durchaus gibt, und einem »Zukunftszentrum« will die Kommission nun die Stimmung in Ostdeutschland drehen.
Ein bisschen liest man auch den Westdeutschen die Leviten, die in 80 Prozent der ostdeutschen Betriebe die Führungspositionen besetzt halten. Am Kernproblem jedoch ändert das nichts: Zu wenige Unternehmen wollen in ostdeutsche Strukturen investieren, der Staat selbst keine Umverteilung wagen. Was eigentlich der Markt regeln soll, ist dem Markt herzlich egal.
Schuld an der Misere sind dann irgendwie aber wieder die Ostdeutschen. Eine Jugend, die abwandert - da kann die Landschaft noch so schön blühen. Ältere Menschen seien ohnehin ängstlicher, nicht so zukunftszuversichtlich und die Probleme mit »der Demokratie« seien daher nicht überraschend, meint der ehemalige Ministerpräsident Brandenburgs Matthias Platzeck, der der mehrheitlich durch Ostdeutsche besetzten Kommission vorsaß.
Das geplante Zukunftszentrum nur von ostdeutschen Architekten und Betrieben errichten zu lassen, scheint die Kommission nicht festlegen zu wollen. Ein Begabtenförderungswerk für Ostdeutschland soll es geben, aber keine Quote für ostdeutsche Führungskräfte, denn einen prototypischen »Ostdeutschen« gebe es ebenso wenig wie einen prototypischen »Westdeutschen« . So bleibt dann wahrscheinlich alles wie gehabt, auch die nächsten 30 Jahre.
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