Freiwilligkeit kostet Leben

Christian Klemm hält eine Corona-Impfpflicht für nötig

Es ist erschreckend, wie sehr sich die Bundesregierung vor der rechten »Querdenker«-Bewegung in die Hose macht. Seit Monaten machen Michael Ballweg und Konsorten Straßen und Plätze dieser Republik unsicher, schwadronieren von »Corona-Diktatur«, lügen sich irgendwas von implantierten Mikrochips in die Tasche und machen Front gegen eine Impfpflicht, die dem »deutschen Volk« angeblich aufgezwungen werden soll. Dass die politischen Entscheidungsträger gebetsmühlenartig wiederholen, diese Pflicht nicht einführen zu wollen, zeigt, wie sehr der Diskurs über Covid-19 auch von rechts geprägt ist.

Dabei wäre eine Impfpflicht jetzt das Gebot der Stunde. Bislang sind mehr als 21 000 Menschen dem Virus in Deutschland zum Opfer gefallen. In den USA sind es fast 300 000 Tote. Entschiedenes Handeln der Politik ist jetzt gefordert – nicht nur Appelle an die Vernunft. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass bei einer Immunität von rund 70 Prozent der Bevölkerung die Virusübertragung so weit begrenzt ist, »dass diese Pandemie vorübergeht«. Laut einer Umfrage von RTL und ntv wollen sich 43 Prozent der Bürger impfen lassen, sobald das möglich ist. 50 Prozent der Befragten aber wollen vorerst abwarten. Abwarten aber würde weitere Menschenleben kosten. Und genau das gilt es zu verhindern.

In der Corona-Debatte wird schnell vergessen, dass es in Deutschland schon jetzt eine Pflicht zu impfen gibt – zumindest dann, wenn man seine eigenen Kinder in einer Kindertagesstätte oder Schule anmelden will. Die verpflichtende Masernimpfung gilt für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Sie gilt seit diesem Frühjahr – und das aus gutem Grund, denn das Masern-Virus kann unter anderem eine Hirnhautentzündung mit schweren Folgen für die Betroffenen zur Folge haben. Auch Beschäftigte in Gemeinschafts- oder medizinischen Einrichtungen müssen sich gegen Masern impfen lassen. Die Bundesrepublik ist hier kein Einzelfall: Laut einer Studie der kanadischen McGill University gibt es in etwa der Hälfte aller Länder verpflichtende Impfprogramme gegen mindestens eine Krankheit. Und ausgerechnet jetzt, da bei uns täglich rund 500 Menschen dem Corona-Virus zum Opfer fallen, soll auf Freiwilligkeit gesetzt werden?

Lesen Sie auch die Gegenposition von Daniel Lücking:
»Impfen? Ja! Pflicht? Nein!«

In Australien hat Premierminister Scott Morrison betont, er wolle eine Impfpflicht für alle Bürger, sobald ein Corona-Impfstoff vorhanden ist. Nehmen wir uns ein Beispiel an diesem Mann – egal, was die »Covidioten« sagen. Dann nämlich kommt Deutschland mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise.

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