- Politik
- Pandemie-Hilfe
Reiche Länder handeln unsolidarisch
Oxfam-Bericht: Nur fünf Prozent der Pandemie-Hilfen fließen in den Globalen Süden
Es ist ein bekanntes Bild, was der am Dienstag veröffentlichte Bericht der der Hilfsorganisation Oxfam zutage bringt: Reiche Länder agieren in der Pandemie unsolidarisch - von rund 100 US-Dollar, die sie zur Unterstützung der Bevölkerungen in der Pandemie aufbringen, fließen nur fünf US-Cent in die soziale Absicherung von Menschen in ärmeren Ländern.
Laut dem Bericht erhalten 2,7 Milliarden Menschen rund um den Globus keinerlei Hilfen aus staatlichen Sozialsystemen zur Bewältigung der Folgen der Corona-Krise. Oxfam analysierte für den Bericht, inwieweit staatliche Sozialsysteme in 126 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen in der Corona-Krise zusätzliche Gelder zur Verfügung stellten.
41 Prozent der zusätzlichen Sicherungsprogramme bestanden demnach lediglich aus Einmalzahlungen, die inzwischen ausgeschöpft sind. Nur 15 Länder legten den Angaben zufolge Programme auf, die länger als sechs Monate dauern.
Insgesamt gaben Regierungen weltweit 11,7 Billionen US-Dollar (rund 9,6 Billionen Euro) zusätzlich aus, um die Folgen der Pandemie zu bekämpfen. Davon seien rund 9,8 Billionen Dollar oder 83 Prozent von 36 reichen Ländern ausgegeben worden, im Vergleich zu 42 Milliarden Dollar in 59 Ländern mit niedrigem Einkommen.
Die Vernachlässigung zwinge die Menschen in riskantes Verhalten, wie etwa trotz Anzeichen einer Corona-Infektion weiterhin zu arbeiten, sagte Ellen Ehmke, Expertin für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. »Reiche Länder müssen begreifen, dass niemand sicher ist, bevor nicht alle sicher sind.« Oxfam fordert massive Investitionen in soziale Sicherungssysteme und die Einrichtung eines Globalen Fonds für soziale Sicherheit, um steigender Armut und Ungleichheit zu begegnen. Zudem müssten reiche Länder den armen Staaten Schulden erlassen.
Auch die Entwicklungsländer selbst sollten in Sozialprogramme investieren, fordert die Hilfsorganisation. So könnten dem Bericht zufolge Kenia und Indonesien beispielsweise ihre Armutsrate bis 2030 um bis zu 30 Prozent senken, wenn sie 1,7 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in soziale Sicherung investierten. »Regierungen in armen Ländern müssen selbst verstärkt in universelle soziale Sicherungssysteme investieren und hierfür die Steuern für die Reichsten erhöhen«, verlangte Ehmke. AFP/nd Kommentar Seite 10
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.