Nur halb so schlimm

Die Dopingsperre gegen Russland ist zu schwach, meint Oliver Kern

Das Wichtigste blieb der Internationale Sportgerichtshof Cas am Donnerstag in seiner Presseerklärung schuldig: Die Begründung, warum die von der Weltantidoping-Agentur Wada verhängte vierjährige Sperre Russlands auf höchster Sportebene halbiert wurde. Ja, die Funktionäre bleiben von Olympia 2021 in Tokio und 2022 in Peking sowie diversen Weltmeisterschaften wegen des größten Dopingskandals der Geschichte ausgeschlossen. Warum der nun aber nur noch halb so schlimm sein soll, blieb unklar.

In Russland wurden nachweislich Hunderte Athleten systematisch gedopt, ihre positiven Proben danach vertuscht, ausgetauscht oder zerstört. Als die Wada das herausfand, wurden Datenträger manipuliert oder gelöscht und falsche Beweise gelegt. Das Antidopingsystem wurde in einem Ausmaß korrumpiert, dass die Höchststrafe nur allzu verständlich war. Deren Halbierung ist es nicht. Der Cas spricht nur von »Proportionalität«, ohne zu sagen, wo die Wada falsch gelegen haben soll.

Stattdessen dürfen russische Sportler zu Olympia, offiziell zwar als neutrale Athleten, aber wieder mit dem Namen »Russland« auf der Uniform. Auch der Nachweis, kein Profiteur der Manipulationen gewesen zu sein, scheint für einen Start nicht mehr nötig. Konsequent ist das nicht.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.