Mindestens 20 Tote bei Bootsunglück vor tunesischer Küste

Italien verzeichnet seit Jahresbeginn einen Anstieg der Ankünfte von Bootsflüchtlingen aus Tunesien um 400 Prozent

  • Lesedauer: 2 Min.

Tunis. Bei einem Bootsunglück vor der Küste Tunesiens sind mindestens 20 Migranten ums Leben gekommen. Die italienische Küstenwache habe an der Unglücksstelle in der Nähe der Hafenstadt Sfax die Leichen geborgen, berichtete die italienische Internetseite TGCOM24 am Donnerstag. Sie stammten zumeist aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara, erklärte ein Sprecher der Küstenwache im tunesischen Sfax am Donnerstag. Fünf weitere Migranten seien nach dem Unglück gerettet worden und schwebten in Lebensgefahr. Das Boot mit mindestens 40 Menschen an Bord sei auf dem Weg nach Italien gewesen. Die Suche nach weiteren Opfern laufe.

Tausende Menschen wagen jedes Jahr von Tunesien und Libyen aus die lebensgefährliche Überfahrt nach Europa. 2019 starben dabei nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 1200 Menschen. Von Januar bis August des laufenden Jahres hatte die IOM mehr als 900 Todesfälle gezählt. Nach Angaben des Tunesischen Forums für Wirtschaft und Sozialrechte kamen dieses Jahr mindestens 12.000 Migranten mit Booten von Tunesien nach Italien.

Italien verzeichnete nach Angaben des Innenministeriums seit Jahresbeginn einen Anstieg der Ankünfte von Bootsflüchtlingen, die von Tunesien aus das Mittelmeer überquerten, um 400 Prozent. Da Tunesiens Küste nur wenige hundert Kilometer vom europäischen Festland entfernt ist, ist der nordafrikanische Staat immer wieder Anlaufstelle für Migranten, die über die gefährliche Mittelmeerroute nach Europa wollen. Die Corona-Epidemie hat die wirtschaftliche Lage in Nordafrika zudem weiter verschlechtert. In Libyen werden Migranten und Flüchtlinge häufig misshandelt und eingesperrt. Aufgrund der jahrelangen Wirtschaftskrise und der hohen Arbeitslosigkeit in Tunesien versuchen zunehmend auch Tunesier auf diesem Weg nach Europa zu gelangen.

Derzeit ist die spanische »Open Arms« als einziges privates Rettungsschiff im Mittelmeer unterwegs. Sie ist am Mittwoch gestartet. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.