Forderungen nach längerem Lockdown mehren sich

Deutsche Krankenhausgesellschaft warnt vor einer Überlastung der Kliniken / SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach hält einen längeren Lockdown für entscheidend

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Wenige Tage vor den nächsten Corona-Bund-Länder-Beratungen mehren sich Forderungen nach einer Verlängerung des Lockdowns. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) verwies auf weiter steigende Patientenzahlen und warnte vor einer Überlastung der Kliniken. Die Belastung der Krankenhäuser durch die Versorgung von Covid-19-Patienten sowohl auf Normal- als auch auf Intensivstationen steige seit Wochen, erklärte die DKG am Freitag in Berlin.

Die Lage werde nicht mehr nur durch einzelne regionale Hotspots bestimmt, sondern sei insgesamt problematisch, betonte die DKG. Die Kliniken benötigten daher auch für das beginnende Jahr kurzfristig Liquiditätshilfen. Dazu solle bei dem Bund-Länder-Treffen am Dienstag eine Regelung getroffen werden.

Die Eindämmung des Coronavirus - und der erneute Herbst-Anstieg

»Die Zahlen werden frühestens ab Mitte Januar zurückgehen, wenn denn der Lockdown wirkt«, sagte DKG-Präsident Gerald Gaß dem »RedaktionsNetzwerk Deutschland«: »Die klare Forderung der Krankenhäuser an die Politik lautet: Es muss bei den Kontaktbeschränkungen über den 10. Januar hinaus bleiben.«

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag 22.924 neue bestätigte Corona-Infektionen und 553 Corona-Tote binnen 24 Stunden. Die Gesamtzahl der Todesfälle in Deutschland stieg auf 33.624 seit Beginn der Pandemie.

»Nur der konsequente und verlängerte Lockdown bestimmt das Schicksal der nächsten Monate und führt zu geringeren Infektionszahlen«, betonte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in der »Rheinischen Post«. Mit Blick auf die angelaufenen Impfungen warnte er vor einem Zurücklehnen: Bei der bisher geringen Menge an Impfstoff werde es bis Ende März »keinen nennenswerten Einfluss auf die Infektionszahlen geben«, mahnte Lauterbach.

Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin und Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz der Bundesländer, erklärte bei RTL/ntv mit Blick auf die anstehende Sitzung der Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): »Wenn die Infektionszahlen so hoch bleiben, dann gehe ich davon aus, dass wir mindestens diese Maßnahmen, die wir jetzt haben, auch verlängern werden.« Auch der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) betonte, der Lockdown müsse wohl verlängert werden.

Covid-19: Wie weit bis zu neuen Maßnahmen* in den Landkreisen?

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) rief vor dem Corona-Gipfel zu ausgewogenen Entscheidungen auf. Bei den erforderlichen Maßnahmen von Bund und Ländern bleibe es zentral, »dass die Exekutive die Verantwortung des Einzelnen fest im Blick hält und auf so viel Freiheit wie möglich setzt«, sagte Schäuble der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Es sei nicht möglich, »per Gesetz jeden Corona-Todesfall zu verhindern«. Es sei daher seine Grundüberzeugung, dass die Politik die Abwägung zwischen dem Schutz des Lebens und den Nachteilen der Anti-Corona-Maßnahmen »nicht komplett per Verordnung oder Gesetz auflösen kann, sondern dass die Verantwortung auch in den Händen der Ärzteschaft, von Wissenschaft und Ethikern liegt«.

Die derzeitigen zum 16. Dezember in Kraft getretenen Kontaktbeschränkungen gelten noch bis zum 10. Januar. Ziel der bundesweiten Einschränkungen ist es, die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner auf maximal 50 innerhalb einer Woche zu senken. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.