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Mehr als 1,2 Millionen Menschen ab 75 waren 2019 von Armut bedroht
Sozialexpertin der Linkspartei warnt vor wachsender Altersarmut
Berlin. In Deutschland waren im Jahr 2019 einer EU-Statistik zufolge 1,223 Millionen Menschen im Alter ab 75 Jahren von Armut bedroht. Das waren laut der Sozialexpertin der Linken-Bundestagsfraktion, Sabine Zimmermann, zwar 95.000 weniger als im Jahr zuvor. Dennoch seien es mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2009 gewesen, als 541.000 der 75-Jährigen und Älteren betroffen waren. Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin berief sich auf Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat, die ihre Fraktion ausgewertet hat.
Als armutsgefährdet gelten Personen, die über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens eines Landes verfügen. In Deutschland lag die Schwelle 2019 den Angaben zufolge bei 14.109 Euro Jahreseinkommen. Zum Vergleich: In Rumänien lag die Schwelle bei 2.310 Euro, in Norwegen bei 23.475 Euro. Zuerst hatte die »Neue Osnabrücker Zeitung« über die Auswertung der Linken berichtet.
Zimmermann warnte vor einer Verschärfung der Situation durch die Corona-Pandemie: Sie forderte, die gesetzliche Rente zu stärken und armutsfest zu machen. Das Rentenniveau müsse auf mindestens 53 Prozent angehoben werden. Dringend nötig sei »die Einführung einer solidarischen Mindestrente, die ein Leben in Würde im Alter ermöglicht«.
Nächster Angriff auf die Rente
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Die Expertin mahnte zudem bessere Bedingungen am Arbeitsmarkt an, um künftige Altersarmut zu verhindern. »Niedrige Löhne ziehen immer niedrige Renten nach sich.« Unter anderem müsse der Mindestlohn in einem ersten Schritt auf zwölf Euro die Stunde erhöht und systematische Niedriglohnbeschäftigung wie Leiharbeit abgeschafft werden. Minijobs sollten in existenzsichernde sozialversicherungspflichtige Beschäftigung überführt werden.
Auch der Anteil der armutsbedrohten Menschen ab 75 Jahren war den Daten zufolge zuletzt leicht rückläufig. 2019 waren 14,6 Prozent der Menschen in dieser Altersgruppe betroffen, das war ein Prozentpunkt weniger als 2018. Allerdings liegt die Quote noch immer 2,3 Prozentpunkte höher als 2010, als der niedrigste Wert der vergangenen 15 Jahre verzeichnet wurde. epd/nd
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