EZLN besucht Deutschland
Solidarische Gruppen bereiten Zapatist*innen-Rundreise vor
Die Zapatistische Befreiungsarmee (EZLN) will dieses Jahr - 500 Jahre nach der Kolonialisierung Mexikos - eine Delegation zu einer Weltreise entsenden. Die über 100 Milizionär*innen und Aktivist*innen sollen dabei nach bisherigen Plänen über den Sommer durch Europa ziehen (»nd« berichtete). Um den Aufwand zu stemmen, unterstützen bei den Vorbereitungen solidarische Gruppen aus den jeweiligen Ländern. Wie geht das voran?
In Deutschland übernimmt die Organisierung das Ya-Basta-Netz, ein bundesweites Netzwerk von Internationalist*innen, das wiederum an eine europäische Vernetzung von Gleichgesinnten angeschlossen ist. Die hiesigen Aktivist*innen planen momentan einen dreiwöchigen Aufenthalt für 50 »Compas« (Genoss*in/Freund*in) in Deutschland. »In dieser Zeit wollen wir gemeinsame Treffen und Aktionen mit Menschen von links und unten veranstalten«, sagt Ramona Gärtner vom Ya-Basta-Netz gegenüber »nd«. Schwerpunkte seien feministische Organisierungsprozesse sowie Kämpfe rund um die Themen Dekolonisierung, Antirassismus, Antifaschismus und migrantische Selbstorganisierung.
Geplant sind laut den Aktivist*innen unter anderem eine internationalistische Demo in Frankfurt am Main sowie ein Tribunal gegen den Agrar-Konzern Monsanto-Bayer. »Derzeit ist vieles noch im Ideenstadium, auch weil wir die Möglichkeit der Mitgestaltung für möglichst viele Menschen und Bewegungen offen halten wollen«, erklärt Gärtner.
Eine besondere Herausforderung stellt die Finanzierung da. Nicht nur Reisekosten würden für die Compas anfallen, sondern etwa auch Ausgaben für Gesundheitsversorgung, sagt Gärtner. Neben Spenden, Förderanträgen und dem Verkauf von Soli-Produkten denken die Aktivist*innen bei der Geldbeschaffung auch über kreative Möglichkeiten nach: Ein Kollektiv habe beispielsweise ein Zapatist*innen-Brettspiel entwickelt, das man auch in Deutschland anbieten wolle.
Ein unklarer Faktor bei den Planungen ist derweil die Corona-Pandemie. »Wir hoffen darauf, dass die Impfungen zum Zeitpunkt der Reise weit fortgeschritten sein werden und die Infektionszahlen niedriger, so dass wir verantwortungsvoll draußen Veranstaltungen durchführen können«, sagt Gärtner. Schlimmstenfalls müsse man die Reise verschieben, aber davon gehe man momentan nicht aus. »Es geht um ein Ereignis historischen Ausmaßes, im Gegensatz zu vielen vergleichbar unbedeutenden Sachen, die aktuell trotz Corona laufen«, so die Aktivistin.
Um die gemeinsame Kooperation zu bekräftigen, wurde die alljährliche Neujahrserklärung der EZLN diesmal gemeinsam mit einem »Teil des Europas von unten« verfasst. Mehr als 1000 Gruppen und Einzelpersonen haben das Kommuniqué bisher unterzeichnet. »In zahlreichen Online-Treffen und mit massenhaft Mails koordinieren wir uns seit einigen Monaten so intensiv wie noch nie in unserem europaweiten Zusammenhang«, beschreibt Gärtner den Entstehungsprozess.
Von der kommenden Europareise erhofft sich die Aktivistin Hoffnung und Inspiration, aber nicht nur: »Wir wollen eine europaweite Schlagkraft entwickeln, die Kapitalismus, Rassismus und Patriarchat etwas entgegensetzen kann.« Zentral sei dabei der gemeinsame Aufbau von unten - sowohl von Strukturen als auch von einer Kultur, in der sich alle gesehen, verstanden und eingebunden fühlen.
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