+++ 16.946 Corona-Neuinfektionen und 465 neue Todesfälle gemeldet +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Sonntag, 10. Januar 2021: +++ Kuba plant Phase-3-Studie seines Corona-Impfstoffs im Iran +++ Impfstreit bricht nicht ab +++ Wegen Pandemie: Bundesbürger telefonieren länger als zuvor +++

  • Lesedauer: 7 Min.

London. Der medizinische Chefberater der britischen Regierung hat vor einem Kollaps des Gesundheitssystems innerhalb weniger Wochen gewarnt. Großbritannien verzeichnet derzeit immer neue Rekorde bei Corona-Neuinfektionen und Todesfällen. »Wenn das Virus so weitermacht, werden Krankenhäuser in echten Schwierigkeiten sein, und zwar bald«, schrieb Chris Whitty in einem Gastbeitrag in der »Sunday Times«. Das könne schon in weniger als drei Wochen der Fall sein.

Die Wartezeit für eine Behandlung der Patienten werde sich auf ein potenziell gefährliches Niveau erhöhen, so der Medizinprofessor. Das Verhältnis von Krankenhauspersonal zu Patienten werde inakzeptabel werden. Der Gesundheitsdienst sei in manchen Teilen des Landes derzeit der gefährlichsten Lage seit Menschengedenken ausgesetzt. »Es wird Todesfälle geben, die vermeidbar gewesen wären.«

Verantwortlich für die rasche Ausbreitung machen die Regierung und Mediziner unter anderem eine neue, wohl noch ansteckendere Virus-Variante, die in Teilen des Landes grassiert. Doch auch die Einhaltung der Regeln zur Eindämmung des Virus hat nachgelassen. Whitty rief die Menschen daher dringend auf, zuhause zu bleiben. »Jede unnötige Interaktion, die sie haben, könnte das Glied in einer Kette von Übertragungen sein, an deren Ende eine gefährdete Person steht«, erklärte der Mediziner.

Besonders schlimm ist die Situation in London. Dort hatte Bürgermeister Sadiq Khan am Freitag den Katastrophenfall ausgelöst. Die Sieben-Tages-Inzidenz liegt dort inzwischen bei mehr als 1000. Das ist die Anzahl der Ansteckungen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner. Am Samstag hatte die Anzahl der nachweislich mit dem Coronavirus infizierten Toten die Marke von 80.000 überschritten. In Wirklichkeit dürften es noch mehr sein. Rechnet man die aktuellsten Zahlen zusammen mit den Sterbefällen, die per Totenschein in einen Zusammenhang mit Covid-19 gebracht werden, liegt die Zahl bei 95.000.

+++ ARD bietet mehr Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche +++

Berlin Die ARD baut im Corona-Lockdown ihr Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche aus. »Wir möchten in dieser Ausnahmesituation eine Unterstützung für den Alltag sein und den Familien mit unserem erweiterten Bildungsangebot zur Seite stehen«, teilte der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow am Sonntag mit. Neue Inhalte sind sowohl im Internet als auch im Fernsehen verfügbar.

In der ARD-Mediathek sind unter der Rubrik »Zu Hause lernen« laut Mitteilung Angebote nach Klassenstufen differenziert gebündelt. ARD-alpha sende werktags zwischen neun und zwölf Uhr Lernformate für alle Schularten. Der Bildungskanal alpha Lernen starte zudem am 11. Januar auf Youtube als erneuerte Version. Auch die dritten Programme und der Kika senden neue Bildungsangebote. Zudem entstünden weitere neue Ideen, hieß es. Die meisten Schulen bleiben wegen der Pandemie in den kommenden Wochen geschlossen oder öffnen nur für wenige Klassen.

+++ Sachsen weiterhin Hotspot mit hoher Inzidenz +++

Leipzig. Sachsen bleibt der bundesweite Corona-Hotspot. Alleine von Samstag auf Sonntag wurden 2061 Neuinfektionen registriert, insgesamt schlagen für den Freistaat seit Beginn der Pandemie im vergangenen März 154.520 Corona-Infektionen zu Buche, wie aus den aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen 7 Tagen liegt demnach bei 358, am Donnerstag lag die Inzidenz noch bei 269. Sachsen bleibt mit Blick auf die Inzidenz bundesweit negativer Spitzenreiter. Deutschlandweit liegt der Wert am Sonntag bei 162.

Die Daten sind derzeit aber noch schwierig zu interpretieren, weil es über den Jahreswechsel Verzögerungen gegeben hat. Das RKI geht davon aus, dass die Meldedaten zum Infektionsgeschehen frühestens Ende nächster Woche/Anfang übernächster Woche wieder belastbar sind. Landesweit und bundesweit hat laut RKI nach wie vor der Landkreis Meißen mit 558,1 den höchsten Inzidenzwert.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Sachsen den Lockdown bis zum 7. Februar verlängert. Demnach bleiben Kitas und Schulen im Freistaat bis zu diesem Tag weitgehend geschlossen. Kontakte werden eingeschränkt, allerdings will Sachsen Ausnahmen für die Kinderbetreuung ermöglichen. So ist eine abwechselnde Beaufsichtigung von Kindern unter 14 Jahren erlaubt, die Kinder dürfen aber höchstens aus zwei Haushalten kommen. Damit dürfen sich etwa zwei Familien bei der Kinderbetreuung abwechseln.

+++ Rund 17.000 Neuinfektionen am Sonntag gemeldet +++

Berlin. Die deutschen Gesundheitsämter haben am Sonntag 16.946 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 465 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Morgen bekanntgab. An Sonntagen sind die erfassten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Grundsätzlich ist die Interpretation der Daten momentan schwierig, weil um Weihnachten und den Jahreswechsel Corona-Fälle laut RKI verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden.

Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Sonntagmorgen bei 162,2. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind jedoch enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten Sachsen mit 269,8 und Thüringen mit 232,4. Den niedrigsten Wert hatte Bremen mit 74,0. Wegen der Feiertage sind die Wochenwerte aber ebenfalls mit Vorsicht zu bewerten.

+++ Kuba plant Phase-3-Studie seines Corona-Impfstoffs +++

Havanna. Kuba will einen selbst entwickelten Corona-Impfstoffkandidaten im Iran testen. Das staatliche kubanische Finlay-Impfinstituts und das iranische Pasteur-Institut unterzeichneten am Samstag ein Abkommen, das eine weitreichende Phase-3-Studie des Vakzins im Iran vorsieht. Ziel sei eine schnellere Immunisierung der Bevölkerung in beiden Ländern, erklärte das Finlay-Institut auf Twitter.

Das Institut hatte unlängst eine weitgehende Immunisierung der Kubaner bis Mitte des Jahres 2021 angekündigt. Das Land arbeitet an drei Impfstoffen, der am weitesten fortgeschrittene Kandidat ist Soberana 02 (Souverän 02), der nun im Iran getestet werden soll. In Kuba selbst sei es jedoch schwierig, den Impfstoff zu testen, da das Land einen weniger schweren Corona-Ausbruch als andere, weit größere Staaten erlebt hat, sagte der Direktor des Finlay-Instituts.

Die kubanischen Wissenschaftler verfügen über Erfahrung in der Impfstoff-Herstellung. Das staatliche Impfprogramm für Kinder umfasst elf Vakzine gegen 13 Krankheiten. Acht davon werden auf der Karibikinsel hergestellt.

Der von der Corona-Krise schwer getroffene Iran hatte erst am Freitag den Import von Impfstoffen aus den USA und Großbritannien verboten. Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei begründete die Entscheidung damit, die Vakzine aus den beiden Staaten seien »völlig unzuverlässig«. Es sei »nicht unwahrscheinlich, dass sie andere Länder kontaminieren wollen«.

+++ Impfstreit bricht nicht ab +++

Berlin. Trotz Fortschritten bei der schleppenden Impfkampagne geht der Streit darüber innerhalb der großen Koalition weiter. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil erneuerte die Kritik seiner Partei an Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). »Es war von Anfang an klar, dass Impfen unser Ausweg aus der Pandemie ist und deswegen im Detail vorbereitet werden muss. Das hat Spahn nicht getan«, sagte Klingbeil der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer bescheinigte der SPD in der »Saarbrücker Zeitung« (Samstag), »anscheinend den Weg der Vernunft verlassen« zu haben. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verteidigte derweil die verschärften Corona-Beschränkungen bis 31. Januar. Mittlerweile sind laut Spahn mehr als 500.000 Menschen in Deutschland gegen Corona geimpft.

In den vergangenen Tagen hatte es mehrere gute Nachrichten gegeben, um beim Impfen voranzukommen. Seit Freitag kann aus den gelieferten Ampullen der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer mehr Impfstoff entnommen werden als bisher. Mengensteigerungen um bis zu 20 Prozent sollen möglich sein. EU-weit gibt es zudem eine neue Vereinbarung über bis zu 300 Millionen weiteren Biontech/Pfizer-Dosen. Zudem soll der zweite in Europa zugelassene Impfstoff, der des US-Herstellers Moderna, ab Dienstag an die Bundesländer geliefert werden.

+++ Während Pandemie: Bundesbürger telefonieren länger +++

Düsseldorf. Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass die Menschen deutlich länger telefoniert haben als zuvor. Im vergangenen Jahr dauerte eine Mobilfunkverbindung im Schnitt drei Minuten und 20 Sekunden und damit 35 Sekunden länger als 2019, wie Vodafone auf Anfrage mitteilte. In den Jahren davor war die Dauer der durchschnittlichen Handyanrufe hingegen in etwa konstant geblieben. Beim Wettbewerber Telefónica (O2) gab es eine ähnliche Entwicklung. Hinzu kommen noch Gespräche über »VoIP«-Dienste (Voice over IP) wie Skype oder Whatsapp. Zahlen zu solchen Gesprächen gibt es zwar nicht. Klar ist aber, dass der Anstieg der Internet-Datenmassen teilweise auch an diesen Diensten liegt, Audio- oder Videogespräche über diese Internetdienste sind beliebt. Agenturen/nd

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