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In höchster Not das kleinere Übel
Tomas Morgenstern ist erleichtert, dass die Schulen vorerst geschlossen bleiben.
Dass unter den technisch häufig unbefriedigend organisierten Bedingungen des Homeschoolings in Berlin der Lernerfolg bei vielen Schülern zu wünschen übrig lässt, ist nicht von der Hand zu weisen. Auch nicht, dass gerade die Jüngsten und sozial Benachteiligte unter dem fehlenden Kontakt zu ihren Mitschülern und Lehrern sehr leiden. Ganz besonders, wenn daheim das Familienklima gestört ist. Leichtfertig abtun lässt sich all dies nicht. Wenn sich also das Hin und Her des Regierenden Bürgermeisters in der Frage der Schulöffnungen auf dem dramatischen Höhepunkt der Corona-Pandemie überhaupt irgendwie erklären ließe, dann angesichts dieser Erwägungen. Entschuldigen lässt sich das politische Chaos, das Bildungssenatorin Sandra Scheeres und er damit angerichtet haben, aber nicht.
Als Chef der Ministerpräsidentenkonferenz hatte Michael Müller mit starken Argumenten für die von allen Länderkollegen und der Bundeskanzlerin gemeinsam getragene Verlängerung des Lockdowns und verschärfte Einschränkungen plädiert. Das schloss ausdrücklich die weitgehende Schließung von Kitas und Schulen zunächst bis Ende Januar ein. Mag sein, dass ihm der Kompromiss persönlich nicht zusagte - dennoch herrschten damit endlich bundesweit klare Verhältnisse.
Nichts hatte sich danach im Pandemiegeschehen zum Besseren gewendet, was die am Tag danach ausgerechnet von Berlin einseitig verkündete Kehrtwende plausibel erscheinen ließe, schon am 11. Januar die Schulen wieder für Präsenzunterricht zu öffnen. Und auch seither steigen die Infektions- und vor allem die Opferzahlen. Zudem warnen Experten vor den unwägbaren Gefahren durch eine hochansteckende neue Virus-Variante.
Dass der Senat die Notbremse gezogen hat und die Schulen zunächst zu bleiben, trifft für viele Betroffene wohl schwer. Dennoch ist es richtig. Bewirkt hat das neben der massiven Kritik von Lehrern und besorgten Eltern offenbar vor allem das Eingreifen der SPD-Landeschefs Giffey und Saleh. Für den Regierenden und seine Bildungssenatorin ist das politisch eine Katastrophe.
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