Werbung

Abwehrschwache Bayern patzen im Pokal bei Holstein Kiel

Die Champions-League-Sieger aus München müssen sich gegen selbstbewusste Zweitligafußballer im Elfmeterschießen geschlagen geben

  • Andreas Frank, Kiel
  • Lesedauer: 3 Min.

Trainer Hansi Flick stand ratlos und zitternd vor Kälte im Kieler Schneeregen, Ehrenpräsident Uli Hoeneß flüchtete vor dem eisigen Sturm unter das Tribünendach des Holstein-Stadions - eiskalt erwischt wie auch die Profis des FC Bayern.

Denn die 5:6-Niederlage im Elfmeterschießen beim Zweitligisten Holstein Kiel war nicht nur für Thomas Müller ein Schock. »Das Ausscheiden ist brutal, das muss man erst einmal sacken lassen. Es ist sicherlich nicht gerade die beste Phase des FC Bayern«, sagte der Ex-Nationalspieler genervt.

Wie schon in der vergangenen Woche bei Borussia Mönchengladbach (2:3) führten grobe Abwehrschnitzer zu einer schmerzhaften Niederlage. Diesmal allerdings mit irreparablen Folgen: Denn nach der ersten Pleite des Champions-League-Gewinners im DFB-Pokal gegen einen unterklassigen Gegner seit 17 Jahren ist die Cupverteidigung passé.

Katastrophale Abwehrstatistik

Maximal vier Pflichtspiele weniger als an der Säbener Straße einkalkuliert sind aber vielleicht eine Chance auf die eine oder andere zielgerichtete Trainingseinheit mehr. Denn Flick erkannte auch im Holsteiner Schneegestöber, dass es mit der Defensivarbeit beim deutschen Rekordmeister so nicht weitergehen kann, wenn nicht noch weitere Titel verspielt werden sollen.

Auch in der Bundesliga sind 24 Gegentore in 15 Spielen ein enttäuschender Wert. Letztmals stand beim Tabellenführer in der Liga Ende Oktober die Null. »Wir müssen die zentrale Mitte besser absichern, das war eindeutig so abgesprochen«, stellte der Coach noch einmal klar. Der mittlerweile 33-jährige Fin Bartels entwischte vor seinem Tor zum 1:1 der kompletten Bayern-Deckung. Beim 2:2-Ausgleich in der Nachspielzeit kam Holstein-Kapitän Hauke Wahl völlig frei stehend zum Kopfball..

Das Spielglück sei nicht so richtig auf Seiten der Münchner gewesen, führte Müller an. Einspruch: Serge Gnabry stand vor seinem Führungstor zum 1:0 erkennbar im Abseits, und nicht jeder Schiedsrichter hätte den Freistoß gepfiffen, den Leroy Sane zur erneuten Führung verwandelte.

Sensation für mutige Kieler

Es war wohl doch eher der absolute Siegeswille, der bei widrigen Bedingungen nicht nur den beiden Torschützen in so mancher Situation fehlte. Pauschal stellte Flick die Mentalität seiner Truppe nicht in Frage, ließ aber beim Lob für den siegreichen Underdog doch Missmut durchscheinen: »Die Kieler Mannschaft hat das Spiel zu einem Pokalfight gemacht.«

Und die siegreichen Helden tanzten nicht nur einen Schneewalzer auf dem Rasen, sie konnten sich vor dem Stadion von den binnen Minuten herbeigeeilten Fans ausgiebig feiern lassen. Bunte Raketen, ein unüberhörbares Hupkonzert und ein mitternächtlicher Autokorso - es war der wohl größte Tag des 121 Jahre alten Traditionsvereins seit dem einzigen Gewinn der deutschen Meisterschaft 1912.

»Das war ein Erlebnis, an das wir alle noch lange denken werden. Und ein historisches Ergebnis für Holstein Kiel«, sagte Trainer Ole Werner. Seine Mannschaft, so der 32-Jährige weiter, habe den Matchplan nahezu perfekt umgesetzt: »Eine Mannschaft wie der FC Bayern kommt natürlich zu Torchancen. Aber der Schlüssel war, dass wir mutig waren, wenn wir den Ball hatten.« Im Februar müssen die Kieler gegen Zweitligist Darmstadt ran, dann also wieder auf Augenhöhe. SID/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.