Monate zu früh diskutiert

Daniel Lücking über Grundrechte in der Lockerungsdebatte und Privilegien für Geimpfte

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 1 Min.
Eigentlich war nach den letzten Pandemiemonaten klar, dass eine Diskussion um Lockerungen nicht zu früh geführt werden sollte. Die Regierung fährt auf Sicht, zieht ihre Termine für Lockdown-Debatten vor und muss mit einer stetig wechselnden Faktenlage klar kommen. Die Auswirkungen der bislang zwei nachgewiesenen Mutanten ist ebenso unklar wie der Verlauf der Impfwellen. Außenminister Heiko Maas (SPD) begann dennoch die Debatte um Lockerung für Geimpfte. Er möchte diese Privilegien aber gar nicht als solche verstanden wissen. Maas meint, dass eine Einschränkung von Grundrechten für Geimpfte problematisch sei, wenn diese potenziell keines der knappen Beatmungsgeräte mehr blockieren würden. Sein Schluss: Restaurants und Kinobesuche frei für alle Geimpften!

Kurzsichtiger geht es kaum. Es ist unklar, ob und wie lange Geimpfte immun bleiben, und auch, ob sie nicht weiter Übertragende der Krankheit sein können. Noch dazu geht es nur um die Konsumierenden, statt zu fordern, Kellner*innen, Servicekräfte und Supermarktpersonal priorisiert zu impfen, die das Ansteckungsrisiko aushalten. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das täglich an Kassen und bei Servicekräften gefährdet ist, sollte über dem Recht auf Konsum und Freizeit der Geimpften stehen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -