Rückkehrer werden isoliert

Laos setzt gegen Covid-19 auf eine Doppelstrategie aus Kontaktvermeidung und Impfung

  • Alfred Michaelis, Vientiane
  • Lesedauer: 3 Min.

Frau Dr. Latsamy Vongkhamsao verliest die jüngste Mitteilung des nationalen Lagezentrums für Covid-19 zur Pandemie mit professioneller Ruhe. Das Bild bleibt das gleiche: In der Welt verbreitet sich das Virus rasant, doch Laos ist mit bislang 41 nachgewiesenen Infizierten und keinem einzigen Todesfall ein nahezu unberührter Flecken. Doch die Nervosität steigt vor allem angesichts der jüngsten Covid-Welle im benachbarten Thailand, mit dem Laos eine 1835 Kilometer lange, weitgehend ungesicherte Grenze teilt. Hatte man beim ersten Ausbruch im April 2020 rasch Quarantänelager für aus Thailand zurückkehrende Wanderarbeiter eingerichtet, so mehren sich nun Berichte über illegale Rückkehrer, die auf diese Weise der Ansteckungsgefahr entgehen wollen.

In Laos ist jetzt vieles anders als vor neun Monaten. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Grenzen zu den Nachbarländern seitdem geschlossen sind und die meisten der jetzt Heimkehrenden auch illegal nach Thailand gelangt waren, als die Lage ruhig erschien. Doch die Furcht vor einer Ausbreitung des Virus macht sich nicht nur unter den Offiziellen des Landes breit. In den Dörfern begegnet man den Rückkehrern mit äußerster Skepsis und isoliert sie vorsichtshalber.

Isolation alleine ist keine Lösung für das Corona-Problem. Das wissen inzwischen alle. Wie in vielen Ländern der Welt ruhen die Hoffnungen auf einer wirkungsvollen Immunisierung durch einen Impfstoff. Dass die kleine, zu den ärmsten Ländern der Welt zählende Volksrepublik nicht mit einer eigenen Impfstoffentwicklung aufwarten kann, versteht sich von selbst. Das Land ist davon abhängig, dass die Hersteller etwas zu für Laos machbaren Bedingungen abgeben.

In diesem Zusammenhang kam die offizielle Mitteilung vom stellvertretenden Gesundheitsminister Dr. Phouthone Muongpak überraschend, dass bei der ersten Gruppe von »mehr als 100« Personen auch nach der zweiten Impfdosis keine Nebenwirkungen aufgetreten seien. Die erste Dosis war demnach bereits Ende November, die zweite am 22. Dezember verabreicht worden. Geimpft wurden »Frontline Officials«, vor allem im medizinischen Sektor, Personal, das von Berufs wegen viele Kontakte hat.

Verwendet wurde bisher der Impfstoff von Sinopharm, von dem die chinesische Regierung 2000 Dosen bereitgestellt hatte. Inzwischen sind auch 500 Dosen des russischen Sputnik-V-Impfstoffes eingetroffen, die nun zügig eingesetzt werden sollen. Weitere Sendungen werden auch von der internationalen Covax-Initiative der Weltgesundheitsorganisation erwartet, die sich eine gerechte Verteilung der Impfstoffe zum Ziel gesetzt hat. Covax wird auch von der EU und von China unterstützt.

Ab April sollen Impfungen in breiterem Umfang beginnen. Bis Jahresende, so der Vizeminister, sollen circa 20 Prozent der rund sieben Millionen Einwohner geimpft sein. Priorität hätten dabei neben medizinischem Personal die Mitarbeiter an den Grenzübergängen wie auch ältere Bewohner der von illegaler Migration betroffenen Grenzregionen. 2022 sollen dann 50 Prozent der Bevölkerung geimpft sein.

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