Ein Schuljahr auf der Kippe

Stefan Otto über das Dilemma des Unterrichtsausfalls

Der Vorschlag von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), Ferienprogramme für benachteiligte Schüler einzurichten, drückt die ganze Hilflosigkeit aus, mit der die Politik derzeit dem Chaos im Schulbetrieb begegnet. Summer Schools haben zwar einen schönen Namen, sie gleichen aber einem Nachsitzen. Während die meisten Schüler die Ferien genießen, sollen einige wenige an ihren Defiziten arbeiten, was im vergangenen Sommer in den zusammengewürfelten Gruppen nur selten funktioniert hat.

Auch der Vorschlag Heinz-Peter Meidingers ist nicht konstruktiver. Der Lehrerpräsident regte dazu an, Schüler freiwillig die Klasse wiederholen zu lassen. Wenn formal auch ein Unterschied zum Sitzenbleiben bestünde, für die Betroffenen käme es dennoch oft einem Scheitern gleich. Schließlich kämen die Leistungsstärkeren weiter.

Noch halten die Kultusminister an den Abschlussprüfungen fest, dabei ist der Schulbetrieb längst ins Wanken geraten. Sollten Mitte Februar die Schulen noch immer geschlossen sein, dann müsste ernsthaft darüber nachgedacht werden, alle Schüler das kommende Schuljahr wiederholen zu lassen. Das wäre ein wirklicher Neuanfang nach dann einem Jahr Coronakrise. Alles andere dagegen Murks!

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.