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+++ Fast die Hälfte fühlt sich von Corona-Einschränkungen stark belastet +++

Der Newsblog zur Coronakrise, Freitag, 22. Januar 2021: +++ Sterberisiko durch Corona bei Älteren mehr als verdoppelt +++ RKI verzeichnet 17.862 positive Coronatests in 24 Stunden +++

  • Lesedauer: 6 Min.

+++ Fast die Hälfte fühlt sich von Corona-Einschränkungen belastet +++

Fast jeder Zweite (49 Prozent) nimmt die in Deutschland geltenden Corona-Einschränkungen als sehr starke oder starke Belastung wahr. 42 Prozent bezeichnen ihre persönliche Belastung durch die bestehenden Auflagen als weniger stark, wie aus dem »DeutschlandTrend« der ARD hervorgeht, den das »Morgenmagazin« am Freitag veröffentlichte. Neun Prozent fühlen sich durch die Einschränkungen laut eigener Aussage aktuell gar nicht belastet.

Damit habe die Zahl jener zugenommen, die die Auflagen als belastend empfinden, berichtete die ARD. In der Woche vor Weihnachten hatten 36 Prozent die Einschränkungen als starke oder sehr starke Belastung bezeichnet. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) gaben damals an, weniger oder überhaupt nicht belastet zu sein.

Zum Corona-Krisenmanagement von Bund und Ländern überwiegt laut »DeutschlandTrend« in der Bevölkerung mittlerweile ein kritisches Urteil: Gut die Hälfte der Deutschen (54 Prozent) äußert sich aktuell weniger oder gar nicht zufrieden mit dem Krisenmanagement. 46 Prozent der Befragten sind zufrieden oder sehr zufrieden. Damit fällt das Meinungsbild spiegelbildlich aus zu Mitte Dezember 2020. Vor Bekanntgabe der harten Einschränkungen äußerten sich 57 Prozent positiv und 42 Prozent negativ. Der »DeutschlandTrend« ist eine Umfrage von infratest dimap im Auftrag des ARD-»Morgenmagazins«. Befragt wurden vom 18. bis 20. Januar 1.027 Wahlberechtigte.

+++ Karneval von Rio fällt dieses Jahr aus +++

Rio de Janeiro hat seinen wegen der Corona-Pandemie bislang auf den Juli verschobenen Karneval komplett für dieses Jahr abgesagt. Es sei »unsinnig«, weiter darauf zu hoffen, dass im Juli die Voraussetzungen für den Karneval bestünden, sagte am Donnerstag der Bürgermeister der brasilianischen Millionenmetropole, Eduardo Paes. Die nächsten offiziellen Karnevalsfeiern in Rio werden nach seinen Angaben deshalb erst wieder kommendes Jahr stattfinden.

»Im Jahr 2022 können wir - wenn wir alle richtig geimpft sind - das Leben und unsere Kultur mit all der Intensität feiern, die sie verdienen«, sagte Paes. Er stellte zugleich Finanzhilfen für all die Menschen und Vereine in Aussicht, die monatelang an der Vorbereitung des Karnevals gearbeitet hatten.

Der weltberühmte Karneval von Rio findet normalerweise im Februar oder März statt. Wegen der Corona-Pandemie hatten die Sambaschulen, welche die prachtvollen Umzüge organisieren, im September beschlossen, den Karneval 2021 auf den Juli zu verschieben. Dabei hatten sie auf die Entwicklung und Auslieferung von Impfstoffen gesetzt.

Paes nannte es nun aber »unmöglich«, inmitten der fortdauernden Ausbreitung des Virus den Karneval zu organisieren. Brasilien verzeichnet nach den USA die weltweit höchste Zahl von Todesopfern der Corona-Pandemie. In dem südamerikanischen Land wurden bereits mehr als 213.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona-Infektionen registriert.

+++ Berechnung: Sterberisiko durch Corona bei Älteren verdoppelt +++

Corona ist für ältere Menschen besonders gefährlich. Genauer hat das nun ein Mathematiker analysiert: Mit zunehmenden Alter steigt nicht nur das Risiko binnen eines Jahres zu sterben - bei Corona-Infizierten über 60 Jahren ist es demnach sogar mehr als doppelt so hoch wie bei Gesunden im selben Alter. Und nicht nur das: Ab 60 Jahren wird für Infizierte der Abstand zwischen dem Risiko, an Corona zu sterben, und dem allgemeinen Altersrisiko, das auch für Gesunde gilt, zunehmend schneller immer größer.

Das hat der Stuttgarter Mathematik-Professor Christian Hesse auf Grundlage von Daten aus Deutschland und internationaler Studien zur sogenannten Infektionssterblichkeit errechnet. Das ist der Anteil der Corona-Toten unter allen Infizierten, ob getestet oder nicht. Dafür musste für eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung mit Blutproben der Immunstatus ermittelt werden, um auch frühere, unentdeckt gebliebene Corona-Infektionen festzustellen.

Auch bei Gesunden gilt: Die Gefahr, binnen eines Jahres zu sterben, ist bei jungen Menschen naturgemäß deutlich niedriger. Sie verdoppelt sich aber im Schnitt alle sieben Jahre. Bei Jüngeren gibt es auch größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Für nicht infizierte 20-jährige Männer liegt die Wahrscheinlichkeit Hesse zufolge bei 0,042 Prozent, innerhalb eines Jahres zu sterben. »Für Frauen ist der entsprechende Wert mit 0,018 Prozent weniger als halb so groß in diesem Alter.« Das Sterberisiko wie bei einem 20-jährigen Mann habe eine Frau erst im Alter von 34 Jahren. Dieser Unterschied verringere sich mit den Jahren, erklärte Hesse. So seien etwa 88-jährige Männer und 90-jährige Frauen hinsichtlich des Risikos vergleichbar.

Da vor allem junge Menschen nach einer Corona-Infektion milde bis gar keine Symptome haben und entsprechend weniger dramatische Krankheitsverläufe, beträgt die mittlere Infektionssterblichkeit für beide Geschlechter bei 20-Jährigen den Angaben zufolge gerade einmal 0,006 Prozent - erhöht also das natürliche Risiko zu sterben nur leicht. Anders ist es bei älteren Corona-Infizierten. »Mit etwa 60 Jahren ist das Risiko durch die Corona-Infektion zu sterben ungefähr gleich dem normalen Altersrisiko«, so Hesse.

»Konkret bedeutet dies, dass für 60-jährige Menschen eine Corona-Infektion das effektive Sterberisiko verdoppelt«, erklärte der Mathematiker. »Infolgedessen ist es in Bezug auf das Risiko so, als würde man durch die Infektion plötzlich sieben Jahre älter.« Mit 90 Jahren liege die Corona-Sterblichkeit dann bei 28 Prozent und damit um gut 10 Prozentpunkte höher als die allgemeine Alterssterblichkeit.

+++ RKI verzeichnet 17.862 positive Coronatests in 24 Stunden +++

In Deutschland sind seit Beginn der Pandemie mehr als 50.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Die deutschen Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) 859 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden, wie das RKI am Freitagmorgen bekanntgab. Damit stieg die Gesamtzahl der Todesfälle auf 50.642. Vor genau einer Woche waren 1113 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet worden. Der Höchststand von 1244 neuen Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden.

Als Covid-19-Todesfall zählt das RKI nachweislich infizierte Menschen, die direkt an Corona gestorben sind und solche mit Vorerkrankungen, bei denen sich die Todesursache nicht abschließend klären lässt. Es liegt am Ermessen des Gesundheitsamtes, ob es einen Fall als verstorben »an« oder »mit« Covid-19 an das RKI übermittelt. Forscher gehen davon aus, dass die Zahl der Covid-19-Todesfälle ohne die Corona-Einschränkungen um ein Vielfaches höher läge.

Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI außerdem 17.862 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. Vor genau einer Woche hatte das RKI 22.368 Neuinfektionen verzeichnet. Der Höchststand von 33.777 registrierten Neuinfektionen binnen 24 Stunden war am 18. Dezember gemeldet worden - darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten.

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Freitagmorgen bei 115,3. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die Zahl schwankte danach und sinkt seit einigen Tagen wieder. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern bleiben jedoch groß: Die höchsten Inzidenzen haben Thüringen mit 218,4 und Brandenburg mit 194,4. Den niedrigsten Wert hat Bremen mit 80,9.

Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 2.106.262 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 22.01., 00.00 Uhr). Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte noch deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 1 780 200 an.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Donnerstagabend bei 0,93 (Vortag: 0,87). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 93 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. Agenturen/nd

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