- Kommentare
- Bauernproteste
Mangelnde Distanzierung
Haidy Damm zu nationalistischen Tönen in der Bauernbewegung
Sie seien weder rechts noch links. Die schwarze Fahne mit weißem Pflug und rotem Schwert der völkischen Bauernbewegung aus den 1920er Jahren hätten sie aus Traditionsbewusstsein ausgegraben, das habe mit Neonazis nichts zu tun. Vertreter rechter Bewegungen und Parteien würden des Platzes verwiesen. So sagt es einer der Bauern aus Norddeutschland, die in diesen Tagen in Berlin protestieren. Ein anderer verweist darauf, sein Opa habe diese Fahne auch schon getragen. Doch so einfach ist es nicht. Manche Symbole können nicht umgedeutet werden.
Die norddeutsche Landvolkbewegung war antisemitisch, völkisch, nationalistisch und antidemokratisch. Sie gilt als einer der Wegbereiter des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein. Nazis, das waren nicht ein paar Mächtige in Berlin, die eine radikale Bauernbewegung vereinnahmten. Das haben gerade die friesischen Bauern schon ganz allein gemacht, standen sie doch in einigen Kreisen schon 1933 ganz oben auf den Wahllisten der NSDAP. Eine Aufarbeitung ihrer Geschichte hat es unter den Bauern offensichtlich nicht gegeben.
Es ist grundfalsch, die eigene Geschichte auszublenden und sich in diese Tradition zu stellen. Solange bleibt jede Distanzierung halbherzig.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.