Die nun Besiegbaren

SC Freiburg schlägt Borussia Dortmund zum ersten Mal in der Liga - mit 2:1

Edin Terzic ist ein Mann mit Umgangsformen. Als der Dortmunder Trainer nach der 1:2-Niederlage zum deprimierenden Vortrag seiner Elf befragt wurde, erteilte er bereitwillig Auskunft, vergaß aber nicht, Gegner Freiburg zuvor zu einem besonderen Jubiläum zu gratulieren: »Glückwunsch, 700 Spiele in der Bundesliga sind schon eine stolze Zahl.« Danach monierte er nebst anderen Kritikpunkten, dass sein Team wieder erst nach einem Rückstand »bereit war, den Extra-Meter zu gehen.«

Merkwürdig waren nach dem Spiel hingegen die Äußerungen der Spieler. Wer Mats Hummels oder Emre Can zuhörte, bekam den Eindruck, dass die Niederlage eher das Ergebnis höherer Gewalt gewesen sein musste. Und nicht die logische Folge einer unzureichenden eigenen Leistung. »Wir verlieren viele 50:50-Spiele«, sagte Hummels, der sich »nur fürs Ergebnis« kritisieren lassen wollte. Man müsse »gar nicht so tun, als ob zuletzt immer alle Gegner besser waren.« Ähnlich formulierte es Kollege Can, der auch nur den Tabellenstand besorgniserregend fand. »Der Umschwung muss schnell kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der BVB nicht international spielt.«

Wer die vergangenen Wochen aus etwas neutralerer Warte betrachtet hat, kann sich das hingegen sogar gut vorstellen. 16 Niederlagen hatte es für Freiburg in den 19 Spielen zuvor gegen den BVB gesetzt, drei Remis waren in dieser Zeit das Höchste der Gefühle für den Sportclub gewesen. Nun also der erste Sieg in einem Spiel, in dem der BVB in einem ausgeglichen ersten Durchgang zwei gute Möglichkeiten durch Can (3.) und Erling Haaland (13.) hatte. Eine Leistung, die ausgereicht hätte, um gegen eine lauf- und kampfstarke Mannschaft wie Freiburg zu bestehen, zeigte der BVB aber nicht. Selbst nach dem 0:2, nach dem noch 40 Minuten zu spielen waren, fehlten trotz viel Ballbesitzes die Mittel, um mehr zustande zu bekommen als den Anschlusstreffer durch Youssoufa Moukoko (76.). So blieb es beim Freiburger Ein-Tor-Vorsprung, den Wooyeong Jeong (50.) und BVB-Keeper Marwin Hitz in der starken Freiburger Phase nach dem Seitenwechsel bewerkstelligten - letzterer mit einem Patzer nach Schuss von Jonathan Schmid. Das Ganze wurde als Eigentor gewertet (52.).

Aus dem Spiel heraus wird es dieser Tage einfach zu selten gefährlich, wenn Dortmund den Ball hat. Unter Lucien Favre, den der jetzige Coach Edin Terzic Mitte Dezember ablöste, war das Dortmunder Spiel sicher nicht attraktiver, dass es eine schwierige Saison werden würde, zeigte sich schon im Spätsommer. Doch unter dem Schweizer spielte sich Dortmund immerhin mehr Torchancen heraus als in den vergangenen Wochen.

Das lag am Samstag zuerst am Midtempo-Fußball, mit dem Dortmunder Angriffe vorgetragen wurden und bei denen Haaland zuweilen mit kreisenden Armbewegungen mehr Vehemenz einforderte. Im Beisein von Bundestrainer Joachim Löw erwischte ausgerechnet einer seiner Nationalmannschaftskandidaten zudem einen schwachen Tag - mal wieder. Gleich zweimal unterbrach Julian Brandt in den 45 Minuten, die er auf dem Platz bleiben durfte, eigene Angriffe durch schlampige Ballannahmen. Einmal verlor er den Ball zudem vorm eigenen Strafraum und leitete eine Freiburger Chance ein. In der Halbzeit wurde er ausgewechselt. Auch der andere Löw-Kandidat, Marco Reus, zeigte keine gute Partie. Und da Haaland von einer Doppelzange aus Keven Schlotterbeck und Philipp Lienhart konsequent attackiert wurde, hatte sich das Dortmunder Strafraumspiel damit auch schon weitgehend erledigt. »Heute sind wir sauer und enttäuscht. Wir fordern einfach mehr von uns allen, um erfolgreich zu sein«, sagte Terzic. Wohlwissend, dass manche Kommentatoren schon einen erneuten Trainerwechsel fordern. Einen solchen haben die BVB-Offiziellen aber bis Saisonende ausgeschlossen. Und Hummels hielte ihn auch für verkehrt: »Seitdem Edin als Cheftrainer arbeitet, sind sehr viele Dinge sehr viel besser geworden. Nur die Ergebnisse stimmen leider nicht.« Gegen Hoffenheim kann es der BVB am Samstag erneut probieren.

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