- Politik
- John Fettermann
Linker Hüne
John Fetterman will US-Senator für Pennsylvania werden
Schon äußerlich straft John Fetterman alle rechten Klischees von den US-Demokraten als abgehobene Küstenintellektuelle Lügen. Mit seiner Glatze, seinem Ziegenbart und seinem einfachen Kleidungsstil könnte der Zwei-Meter-Hüne mit Abneigung gegen Anzüge gerade aus einem Stahlwerk spaziert sein. Tatsächlich hat Fetterman einen Harvard-Abschluss in Politikwissenschaft. Doch mit seinem No-bullshit-Stil und seinem persönlichen Einsatz verkörpert er »Arbeiterklasse« so sehr wie sonst kein anderer Politiker der US-Demokraten derzeit. Nun hat der 51-Jährige seine Kandidatur zu den Vorwahlen für die Senatswahlen 2022 erklärt - in Pennsylvania haben die Demokraten eine Chance, den Republikanern einen Sitz abzunehmen.
Fettermann stieg 2018 vom Bürgermeister der Rustbelt-Stadt Braddock zum Vize-Gouverneur von Pennsylvania auf. Als Sozialarbeiter war er nach Braddock gekommen, hatte persönlich leer stehende Häuser renoviert. Parteilinke begeisterte er mit der Unterstützung von Bernie Sanders Präsidentschaftskandidatur, Normalo-Demokraten mit seinen Auftritten im liberalen Kabelfernsehen nach der Präsidentschaftswahl 2020, wo er Pennsylvania gegen Republikaner-Wahlbetrugsvorwürfe verteidigte. Auf Twitter führt er eine knuffige öffentliche Beziehung mit seiner Frau und debattiert dort etwa die Unordnung in der Küche.
Sein Wahlkampfvideo ist voller subtiler Appelle an Trump-Wähler aus der weißen Arbeiterklasse. »Ich werde immer klar sagen, was ich denke und es ist ok, nicht überall einer Meinung zu sein.« Fetterman lehnt das Label »Progressiver« ab, obwohl er linke Themen vertritt: 15-Dollar-Mindestlohn, Cannabis-Legalisierung, eine Reform des Einwanderungsrechts und die Einführung der staatlichen Krankenversicherung Medicare For All. In wenigen Tagen erhielt Fetterman Wahlkampfspenden in Höhe von 1,5 Millionen Dollar von über 30 000 Kleinspendern - das zeigt Graswurzel-Enthusiasmus.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.