Coronakrise bremst Einschulungstests aus

Öffentlicher Gesundheitsdienst kommt wegen der vielfachen Belastungen kaum noch hinterher

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Die vorschulischen Untersuchungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Berlin haben zum Ziel, den Entwicklungsstand der Kinder festzustellen. Wie steht es um ihre Sprache? Wie gut können sie sich bewegen, wie gut sehen und hören? Und wo brauchen sie möglicherweise Hilfe? Einschulungsuntersuchung heißt das inzwischen. Wegen der Corona-Pandemie ist dabei 2020 einiges durcheinander geraten. Aufgrund der Überlastung der Gesundheitsämter wurden die Untersuchungen zum Teil wochenlang ausgesetzt. Aber auch in diesem Jahr gelten für die Untersuchungen wegen der Pandemie erschwerte Bedingungen. In vielen Bezirken geht es dabei deutlich verlangsamt voran, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt.

In Reinickendorf geht das Gesundheitsamt davon aus, dass voraussichtlich jedes infrage kommende Kind eine Einschulungsuntersuchung bekommen wird. Bisher sind den Angaben zufolge mehr als 900 Kinder untersucht worden. Allerdings liege es in der Natur der Sache, dass die Untersuchungen während der Corona-Pandemie nicht wie gewohnt stattfinden könnten. Für die Untersuchung stehe außerdem weniger Personal als in den Vorjahren zur Verfügung.

In Steglitz-Zehlendorf gibt es ebenfalls weiterhin Einschränkungen: Weil die betreffenden Kolleginnen und Kollegen nach wie vor die Kontaktpersonennachverfolgung unterstützen, werde sich der Zeitraum für die Untersuchungen verlängern. Bis zum Beginn der Sommerferien sollen diese aber abgeschlossen sein.

Aus Tempelhof-Schöneberg heißt es, die Untersuchungen gebe es nur in reduziertem Umfang, »da das Fachpersonal dringend im Pandemiestab benötigt wird«. Ob alle infrage kommenden Kinder tatsächlich untersucht werden können, sei derzeit noch nicht abzuschätzen.

In Friedrichshain-Kreuzberg werden die Untersuchungen nach Angaben des Bezirksamts vorrangig bei Kindern durchgeführt, bei denen Anhaltspunkte bestehen, dass die Einschulung nicht erfolgen kann oder zusätzliche Unterstützung benötigt wird. »Die bestehenden Hygieneregeln erfordern einen bis zu doppelt so hohen Zeitaufwand für eine Untersuchung«, so das Bezirksamt. »Es ist davon auszugehen, dass nicht alle Einschulungsuntersuchungen erfolgen werden können.«

In Mitte hat es seit November gut 370 Untersuchungen gegeben, etwa 3765 sind dafür angemeldet. Für die Untersuchungen steht nur die Hälfte des Personals zur Verfügung. »Die andere Hälfte unterstützt die Pandemieteams.« Das Ziel sei, so viele Schuleingangsuntersuchungen wie möglich durchzuführen, heißt es aus der Bezirksverwaltung.

In Neukölln kommt es nach Angaben des Bezirksamts weiterhin zu Einschränkungen bei den Untersuchungen. Bisher seien rund 15 Prozent geschafft. Geplant sei, die übrigen bis rechtzeitig zur Einschulung abzuschließen. Ob das zu schaffen ist, sei zum aktuellen Zeitpunkt nicht abschließend zu beurteilen.

In Lichtenberg gibt es die Untersuchungen nach Angaben des Bezirksamts »reduziert unter strengen Hygieneregelungen«. Dabei würden zunächst unter anderem zurückgestellte Kinder und Förderkinder eingeladen. Bisher habe es für das kommende Schuljahr rund 435 Untersuchungen gegeben. Ziel sei es, allen schulpflichtigen Kindern vor Schuljahresbeginn einen Termin anzubieten. Dafür werde allerdings »ein enormer Kraftaufwand nötig« sein. dpa/nd

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