Lobbyistin sitzt im U-Ausschuss Diese eG

Immobilienanwältin Sandra von Münster arbeitet für die CDU

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Untersuchungsausschuss zu den Abläufen rund um die Vorkaufsgenossenschaft Diese eG, der diesen Dienstag erstmals Zeugen vernimmt, sorgt eine Personalie für Naserümpfen. Es geht um die Immobilienanwältin Sandra von Münster, die für die CDU im Ausschussteam mitarbeitet. Mehrfach hatte sie den Friedrichshain-Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) wegen der Ausübung von Vorkaufsrechten zugunsten der Diese eG wegen Haushaltsuntreue angezeigt. Auch die drei Vorstände der Genossenschaft hatte sie angezeigt – wegen Insolvenzverschleppung. Alle Verfahren sind von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden. Sie fand keine hinreichenden Anhaltspunkte für die Vorwürfe. »Meine Strafanzeigen habe ich aufgrund der öffentlichen Berichterstattung und ohne jegliches Mandat gestellt«, erklärt von Münster auf nd-Anfrage.

Sandra von Münster ist in der Immobilienwirtschaft gut vernetzt, unter anderem als Mitglied im Lobbyprojekt Neue Wege für Berlin, das mehr Wohnungsbau fordert. Ein Verein, der nach eigenen Angaben jedem offensteht – für 250 Euro Mitgliedsbeitrag.
Bis vor Kurzem war Sandra von Münster Mitglied der FDP und mehrere Jahre Ortsvorsitzende in Weißensee. »Ich habe festgestellt, dass sich die Partei von mir und meinen Überzeugungen entfernt hat«, begründete sie ihren Austritt im Dezember im Interview im Hauptstadt TV. »Der Mieterschutz nimmt Formen an, die einer Enteignung gleichkommen. Der Vermieter bleibt nur noch auf Kosten sitzen. Immobilien als Kapitalanlage werden zunehmend unattraktiv«, lautet ihr politisches Credo seit vielen Jahren. »Bei der FDP hat Sandra von Münster verbrannte Erde hinterlassen. Wir waren froh, als sie ihren Austritt erklärt hat«, sagt Stefan Förster zu »nd«. Er ist Sprecher für Bauen und Wohnen der FDP im Abgeordnetenhaus.

»Sie hat eine tiefe Kenntnis der Prozesse und ist eine Arbeitserleichterung«, begründet auf nd-Anfrage Stefan Evers, warum die Wahl unter anderem auf Sandra von Münster fiel. Er ist Fraktionsgeschäftsführer der CDU im Abgeordnetenhaus und Sprecher der Konservativen im Untersuchungsausschuss. »Ich habe ihr sehr klargemacht, dass sie zu Verschwiegenheit verpflichtet ist. Als Rechtsanwältin weiß sie das sehr genau. Das beschränkt eher Frau von Münster als uns«, so Evers weiter. Nach blindem Vertrauen klingt das nicht unbedingt.
»Neben der Pandemie gilt es auch, die soziale Frage für die Stadt zu lösen und nicht für den Wahlkampf zu missbrauchen: die Frage nach bezahlbarem Wohnraum«, sagte Sandra von Münster in einer Jahresendbotschaft auf ihrem Facebook-Profil. Um gleich darauf mit Blick auf die im September anstehende Wahl zu erklären: »Wir müssen die aktuell politischen Akteure austauschen.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.