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Ohne Kultur sind wir verloren
Meine Sicht: Claudia Krieg fragt sich, wie Berlin nach der Coronakrise aussieht
Es kann sein, dass bis zu 70 Prozent der Kultureinrichtungen in Deutschland die Coronakrise nicht überstehen werden. Was sich jetzt noch niemand vorstellen kann: Zwei von drei Kinos, Clubs, Kindertheatern, Konzertbühnen werden ihre Türen nicht mehr öffnen. Es wird die kleinen zuvorderst treffen, und nicht wenige große Einrichtungen dazu. Auch Berlin wird nach der Coronakrise eine andere Stadt sein, das ist jetzt schon klar.
Trotzdem wird vom rot-rot-grünen Senat einiges dafür getan, die Hoffnung bei den Kulturschaffenden nicht gänzlich sinken zu lassen. Was im Groko-Sumpf des Bundes untergeht, weil es sich nicht dem Primat der Produktion unterordnen lässt, versucht man hier zumindest ansatzweise abzufedern. Denn es geht ja nicht nur um die Orte, sondern vor allem um die Menschen, die hinter den dann geschlossen bleibenden Türen bis vor einem Jahr ihrer Arbeit nachgegangen sind - oft auch da ja schon zu prekären Bedingungen, ohne Absicherung im Fall von Krankheit, Unfall, Streichungen, Programmausfällen.
So sicher wie man weiß, dass das Gesundheitssystem kaputtgespart ist und die Schulen nicht krisenfest sind, so sicher weiß man: Die Hilfen für die Künstler*innen und Soloselbstständigen sowie für die Kleinunternehmen werden ihnen nicht gerecht, sie erhalten zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Damit können sie in der Krise nicht durchhalten und nach der Krise nicht wieder neu anfangen. Das Berechnungsmodell für Unterstützung ist nicht auf sie ausgelegt, sondern auf Unternehmen, die traditionell und industriell ausgerichtet sind. Auch Berlin braucht diese großen Betriebe, die Arbeitsplätze sichern und das mit dem Kurzarbeitergeld zum Glück auch tun. Aber wenn die Stadt ohne ihren Kulturbereich aus der Krise hervorgeht, ist sie verloren. Und wir alle sind es gleich mit.
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