- Sport
- DFB-Pokal
Auch die Pokalchance vertan
In Gladbach steht nach dem 0:1 gegen Dortmund die ganze Saison auf dem Spiel
Als auch das vierte Spiel nach Bekanntgabe seines Abschieds aus Mönchengladbach verloren war, leistete Marco Rose zunächst »Erste Hilfe«. Am dringendsten Unterstützung benötigte der Algerier Ramy Bensebaini, der nach dem 0:1 im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Dortmund wie ein Häufchen Elend auf dem Rasen hockte. Gladbachs Trainer steuerte auf den schwer enttäuschten Linksverteidiger zu und zog ihn hoch. Dann klatschte er, mehr erschöpft als aufmunternd, die anderen Protagonisten des Pokalabends ab - und verschwand rasch ins Stadioninnere.
Mutmaßlich noch ein Spiel in der Champions League - sofern Gladbach nach dem 0:2 im ersten Duell mit Manchester City im Rückspiel am 16. März keine Sensation glückt - und elf Bundesligapartien warten auf Rose am jetzigen Arbeitsplatz. Dann wechselt er als Cheftrainer zur anderen Borussia nach Dortmund. Zu dem Klub, dessen aktueller Coach Edin Terzic seinen künftigen Boss Rose gerade im Pokal düpiert und den Niederrheinischen das ohnehin komplizierte Dasein damit noch schwieriger gemacht hat. Allen voran dem 44-jährigen Rose, der nach dem Viertelfinalaus sagte: »Man kann mir glauben, dass die Situation auch mich fordert. Das geht auch an mir nicht spurlos vorbei.«
Zur Verdeutlichung erwähnte der Coach kurz die gruselige Bilanz der vergangenen Wochen: Seit sechs Spielen sieglos, fünf davon sogar verloren. Das letzte Erfolgserlebnis, das 2:1 im Pokalachtelfinale in Stuttgart, datiert vom 3. Februar. Einen Monat später droht den Gladbachern die Saison, in der sie im Herbst kontinentalen Schwergewichten wie Real Madrid oder Inter Mailand mit teilweise sehr mutigen Auftritten Paroli geboten und im Januar in der Liga noch die Bayern und Dortmund in die Knie gezwungen haben, jetzt komplett zu platzen. »Das ist eine schwierige Phase für uns. Wegreden können wir das nicht«, erkannte Außenverteidiger Stefan Lainer, der Rose vor zwei Jahren aus Salzburg nach Gladbach gefolgt war. Schon seit 2016 kickt Jonas Hofmann für den Klub aus der niederländischen Grenzregion - und ist trotz der aktuellen Probleme und der speziellen Konstellation von Roses Gegenwart und Zukunft überzeugt: »Mit der Art, wie er uns coacht, wie er auch menschlich zu Werke geht, wird er die Balance halten.« Doch der Mittelfeldspieler weiß auch: »Wir brauchen wieder Ergebnisse, müssen wieder gewinnen. Ansonsten geht das genauso weiter.«
Dass es genauso wie bisher - also mit Rose als leitendem Coach - noch bis Ende Mai weitergeht, betonte Max Eberl vor dem Pokalspiel erneut. Er sehe den Grund nicht, warum es nicht funktionieren sollte, erklärte Borussias Sportdirektor - der nach der Rückkehr aus seinem Sabbatmonat Januar, verbracht beim Skifahren in den Bergen, in Mönchengladbach gerade mal wieder eine besonders heikle Situation zu meistern hat. Dabei setzt der 47-Jährige in bewährter Manier auf Ruhe und gegenseitiges Vertrauen. Im Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft sieht Eberl »null Komma null Probleme«, und das sei »das Entscheidende«. Marco Rose dankte postwendend und kommentierte: »Das zeigt, was für eine Qualität er hat - als Sportdirektor und Mensch.«
Den ersten weichen Fortschritten - gegen den BVB spielte Roses Team wieder mit mehr Überzeugung als zuletzt in Leipzig, gegen Manchester City oder Mainz, fing sich den entscheidenden Treffer jedoch nach einer eigenen Ecke ein - müssen sehr rasch aber auch nackte Resultate folgen. Denn während die Dortmunder mit ihrem Noch-Chef Terzic mit dem Rückenwind von zuletzt vier Siegen zum Spitzenspiel bei den Bayern segeln, bekommt das Bundesligaduell der Gladbacher mit den ebenfalls strampelnden Leverkusener eine besonders pikante Note. In den letzten zwei Jahren balgten sich die beiden rheinischen Klubs bis zum Schluss jeweils um das letzte Ticket für die Königsklasse. Diesmal dürfte es in der sportlichen Konkurrenz eher um die Eintrittskarten zur Europa League gehen. Selbst da liegen die Gladbacher momentan sechs Zähler zurück - den dafür nötigen Platz fünf belegt aktuell der BVB, zwei Punkte vor Gladbachs Wochenendgegner Leverkusen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.