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Mit Rechtsauslage in die gemischten Kampfkünste
JEJA NERVT: Der weiße Heteromann muss in die Schranken gewiesen werden
Die Mixed Martial Arts legen seit 30 Jahren eine beispiellose Popularisierung hin. Seit die US-amerikanische Ultimate Fighting Championship (UFC) 1993 die ersten Kämpfe ausrichtete, hat das neue Regelwerk, das viele verschiedene Kampfsportarten verbindet, Veranstalter auf der ganzen Welt überzeugt. Doch der Sport hat auch außerhalb von Deutschland ein Problem mit seiner maskulinen und rechten Schlagseite. Will er seinem Anspruch genügen, die »ultimativen Kämpfer*innen« zu finden, muss er sein in die Wiege gelegtes Mackertum überwinden.
In Deutschland hatte es dieser Sport lange Zeit schwer. Auch aufgrund eines problematischen Verständnisses von Ehre rund um das Kämpfen und der Dominanz des Boxsports hat die hiesige Sportszene mit Entsetzen reagiert, als MMA immer beliebter wurde. Weil auf Gegner am Boden weiter eingeschlagen werden darf, sah man den Ehrenkodex vom mannhaften Kampf verletzt, schob aber medizinische Gründe vor: Die Kämpfe zielten angeblich auf die Verletzung der Unterlegenen ab. Von 2010 bis 2014 waren daher Übertragungen verboten. Diese Einwände haben sich in der Zwischenzeit durch Statistiken als haltlos erwiesen. Robert Claus, der 2017 das Sachbuch »Hooligans - Eine Welt zwischen Fußball, Gewalt und Politik« vorlegte, hat darauf hingewiesen, dass das deutsche Verbot fatale Konsequenzen für die Entwicklung des Sports in Deutschland hatte. Das Stigma zog Neonazis und Hooligans an und erlaubte es ihnen, durch die Ausrichtung neonazistischer Events wie »Kampf der Nibelungen« das Schmuddel-Image um ein Nazi-Image zu erweitern. Die Veranstaltung aus dem harten Kern der Naziszene gehörte zeitweise zu den größten MMA-Events in Deutschland und erlaubte es den Rechten, insbesondere im Osten der Republik, erheblichen Einfluss auf den Sport zu gewinnen. Das führt noch heute dazu, dass Neonazi-Kämpfer mit einschlägigen Tätowierungen bei kommerziellen Anbietern gebucht werden.
Aber auch außerhalb Deutschlands gab es immer eine Verbindung zwischen MMA, extrem hässlichen Formen von Männlichkeit und rechter Weltanschauung. So beschimpfte Dana White, Präsident der UFC, 2009 eine Sportjournalistin in einem offiziell von der Liga geposteten Video-Ausraster als »stupid fucking bitch« und eine von ihr zitierte anonyme Quelle als »Schwuchtel«. Einer der größten MMA-Kämpfer, das irische Leichtgewicht Connor McGregor, erarbeitete sich seinen berüchtigten Status auch immer wieder mit rechten Provokationen. Als er den Thron an den dagestanischen Muslim Khabib Nurmagomedov abgeben musste, beschimpfte sein Team den Sambo-Kämpfer aus der russischen Republik rassistisch. Der Entwickler des für das MMA besonders wichtigen Bodenkampfes Brazilian Jiu Jitsu, Helio Gracie, war übrigens Faschist.
Als es bei Demonstrationen für den rechten Ex-Präsidenten der USA regelmäßig zu massiver Gewaltanwendung gegen politische Gegner*innen kam, wurde bekannt, dass bei vielen Angriffen Mitglieder des sogenannten Rise Above Movement beteiligt waren. Bei den auf Video festgehaltenen Taten konnten eindeutig MMA-Taktiken und -Techniken identifiziert werden: die Gruppe verband das MMA-Training mit einer Ideologie des Kampfes für die weiße Überlegenheit und reiste dazu von Kalifornien durchs halbe Land. Zwar treiben Kämpferinnen die Popularität dieses Sports maßgeblich mit voran. Sie werden aber nur in den untersten Gewichtsklassen gefördert: da, wo sie etablierten Schönheitsnormen nicht zu sehr in die Quere kommen. Soll das MMA aufhören, an einer Weltsicht zu kleben, in der der weiße Hetero-Mann das Sagen hat, muss er von den Veranstaltern auf seinen Platz verwiesen werden.
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