Werbung

Unerschrocken

Cânân Arın wurde mit dem Anne-Klein-Frauenpreis der Heinrich-Böll-Stiftung geehrt

Eigentlich ein Unding, dass ihr Name hierzulande kaum bekannt ist, obwohl Millionen türkischstämmige Menschen in Deutschland leben. Dabei ist Cânân Arın in der Türkei eine der bekanntesten Feministinnen. Am Freitag wurde die 79-Jährige für ihren Einsatz für Selbstbestimmung und gegen frauenfeindliche Gewalt mit dem Anne-Klein-Frauenpreis der Heinrich-Böll-Stiftung geehrt. Seit mehr als 40 Jahren steht die Anwältin an der Seite von Frauen, die, oft als Minderjährige, zur Heirat gezwungen, misshandelt und vergewaltigt wurden, vertritt sie, häufig ohne Honorar, vor Gericht.

In einer Beamtenfamilie in Istanbul aufgewachsen, arbeitet sie dort seit 1976 als Anwältin. Sie war Teil der zweiten türkischen Frauenbewegung, die nach dem Militärputsch 1980 entstand. Seither kämpft sie für Gesetzesänderungen zugunsten von Frauen. 1990 gehörte sie zu den Gründerinnen der ersten Frauenhausstiftung in der Türkei. Eine von ihr mit ins Leben gerufene Organisation fördert Frauen, die in die Politik gehen wollen. Sie blieb unverheiratet, weil sie das türkische Familienrecht ablehnt, das Ehemännern bei einem sogenannten Ehrenmord Straferlass ermöglicht.

Spätestens seit dem Amtsantritt von Recep Tayyip Erdoğan als Präsident 2014 führt die feministische Bewegung einen harten Abwehrkampf gegen den Rollback in Sachen Frauenrechte. Cânân Arın ist immer noch mittendrin - trotz der Anfeindungen und Bedrohungen, denen sie immer wieder ausgesetzt ist. Unter anderem, weil sie maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Türkei 2012 als erstes Land die Istanbul-Konvention ratifizierte, das »Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt«. Im vergangenen Jahr hat die türkische Regierung angekündigt, aus dem Vertrag auszusteigen. Mutigen Akteurinnen wie Arın ist es zu verdanken, dass die Bewegung sich nicht mundtot machen lässt und immer wieder lautstark unter anderem gegen die zunehmende Gewalt an Frauen protestiert.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
Dazu passende Podcast-Folgen:

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.