Die Woche der Experten

Sieben Tage, sieben Nächte

  • Wolgang Hübner
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit einer Woche haben wir in der nd-Belegschaft ein erhöhtes Arbeitspensum. Einerseits wird diskutiert, wie es weitergeht, seit wir erfahren haben, dass laut Gesellschafterbeschluss die nd-GmbH zum Jahresende durch eine Genossenschaft ersetzt werden soll. Andererseits müssen jeden Tag Print- und Onlineausgabe fertig werden. Manchmal weiß man nicht genau, was gerade Haupt- und Nebensache ist. Wie gesagt: Es geht darum, wie es weitergeht, nicht ob. Zu welchen Bedingungen, bis wann, mit welcher Starthilfe.

Diese Woche hatte die nd-Belegschaft einen Genossenschaftsexperten eingeladen, der solche Fragen beantwortete. Denn was für Angela Merkel seinerzeit das Internet war, ist für uns das Genossenschaftsthema: Neuland.

Zahlreiche ermutigende Stimmen erreichten uns. Leser teilten mit, was sie am »nd« schätzen; Autoren und Ex-Kollegen dankten für ein faires, offenes Arbeitsklima und die Möglichkeit, hier Themen aufzugreifen, die anderswo nicht gefragt sind. Vieles davon kann man auf dem Twitter-Account @BleibtNd nachlesen.

Auch medial machten die Umstrukturierungspläne die Runde. Die Berichte sind mal mehr, mal weniger freundlich. Der Medienmarkt ist eben kein Streichelzoo, sondern ein Kampfplatz. Der »Spiegel« befand herablassend, das »nd« werde »immer blasser« - das schreibt jenes Druckerzeugnis, dessen bunteste Sensation der letzten Jahre der redaktionelle Durchmarsch des Recherchefälschers und Hokuspokus-Onkels Claas Relotius war.

Da freuten sich manche nd-Kollegen, als die Tageszeitung »Junge Welt« wissen ließ, sie sei »solidarisch mit euch«. Wie diese Solidarität konkret aussieht, demonstrierte dann in der »JW« ein gewisser Denis Gabriel. Leute, die sich dort auskennen, wissen, dass sich dahinter deren Geschäftsführer Dietmar Koschmieder verbirgt. Vielleicht hat die Tarnung irgendwas mit dem Klassenfeind zu tun. Jedenfalls beschreibt er - voll solidarisch - die »Abwicklung« und »Demontage« des »nd«. Sein eigentlicher Enthüllungsknaller ist die Zeile: »›nd‹ ohne Papier? Klar. Was darf’s denn sein?« Dafür musste Soli-Dietmar echt hart recherchieren, nämlich die nd-Webseite nach unten scrollen. Für ihn ist die Zeile der Beweis dafür, dass »der Abschied von der Tageszeitung Neues Deutschland (zumindest in ihrer gedruckten Form) … längst eingeläutet« ist. Da ist Denis Koschmieder oder Dietmar Gabriel einem ganz großen Ding auf der Spur: dem Hinweis auf unsere Newsletter nd-Kompakt, nd.DieWoche und nd.Muckefuck. Wir wissen nicht, ob die »JW« ihre Newsletter ausdruckt und per Brief verschickt - bei uns werden sie jedenfalls papierlos gemailt.

Einige eilige nd-Leser fragten übrigens schon, wann sie Anteile an der nd-Genossenschaft zeichnen können. Ganz so schnell geht es nicht. Wenn es so weit ist, geben wir Bescheid. Unverzüglich. Wolfgang Hübner

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