Systemrelevant, aber wertlos

Frauen erhalten immer noch weniger Lohn für ihre Arbeit, egal wie wichtig diese ist

Kaum einem Land in Europa sind systemrelevante Berufe so wenig wert wie Deutschland. Dieser Schluss lässt sich beim Blick auf die aktuelle Statistik zum Gender Pay Gap ziehen. Die Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen liegt nämlich bei 18 Prozent – und damit weiterhin über dem Durchschnitt in der EU. Heißt: Im Vergleich zu ihren Kollegen arbeiten weibliche Beschäftigte 69 Tage im Jahr für lau. Gleichzeitig sind aber überdurchschnittlich viele Frauen in systemrelevanten Berufen beschäftigt.

Dass der Schluss über Ignoranz gegenüber Systemrelevanz nicht trügt, bekräftigt der Vergleich mit Zahlen vorheriger Jahre: 2019 lag der Gender Pay Gap noch bei 20 Prozent. Er ist also gesunken. Allerdings nicht, weil Frauen mehr verdient haben, sondern Männer weniger. Sie wurden in Kurzarbeit geschickt, während Pflegerinnen und Kassiererinnen das Land durch die Coronakrise führten – für weiterhin geringe Löhne. Das Ziel der Bundesregierung, den Verdienstabstand in den nächsten neun Jahren auf zehn Prozent zu senken, ist nicht mehr als ein müdes Lächeln wert. Vielleicht sollten Frauen, bis sie endlich gleiches Geld für gleiche Arbeit erhalten oder für ihre richtig wichtige Arbeit auch richtig gut entlohnt werden, in ihren quasi unbezahlten Monaten wirklich mal die Füße hochlegen. Verdient hätten sie es.

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