Eine Feministin für Russland beim ESC

Aktivistin und Sängerin Manizha vertritt Russland beim ESC

  • Julia Trippo
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Sängerin Manizha polarisiert: mit ihren Songs, ihrer Herkunft und ihrer politischen Einstellung. Und jetzt fährt sie mit ihrem Song »Russian Woman« nach Rotterdam zum Eurovision Song Contest. Das Lied geschrieben hat Manizha am Weltfrauentag 2020, um damit genau ein Jahr später den russischen Vorentscheid zu gewinnen. Rund 40 Prozent der Zuschauer*innen stimmten für sie. In ihrem Song geht es um die Entwicklung der Frauen in den letzten hundert Jahren in Russland, »von einer einfachen Arbeiterin ohne Wahlrecht hin zu einer unabhängigen Persönlichkeit«, zitiert sie der ESC. Die Sängerin stellt traditionelle Geschlechterrollen in Frage, sehr zum Unmut der Konservativen. Sie zählt ihre tadschikische Ur-Großmutter als großes Vorbild: Die nahm als eine der ersten Frauen ihren Schleier ab und ging arbeiten.

Und auch neben ihrer Musik setzt sich Manizha für Minoritäten ein: Sie entwickelte eine Handy-App mit Alarmfunktion für Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt werden, seit Dezember ist sie Sonderbotschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Auf den sozialen Medien solidarisiert sie sich mit der LGBTQ-Community – obwohl Homosexualität in Russland noch als Tabu gilt. Auch deshalb hatte ihre Wahl für Kritik gesorgt. Außerdem gab es diskriminierende Kommentare zu ihrer Herkunft. Die 29-jährige Manizha selbst ist im heutigen Tadschikistan geboren, 1994 floh ihre Familie vor dem Bürgerkrieg nach Russland. Dort erfährt die tadschikische Minorität noch heute Benachteiligung.

Für Manizhas Teilnahme am ESC hatte es auch sehr viel Zustimmung gegeben. Besonders in den sozialen Netzwerken teilten viele Fans ihre Freude. Viele junge Frauen fühlen sich gesehen und ihre Probleme wahrgenommen, für Tadschik*innen bedeutet ihr Erfolg auch, dass Manizha Migrant*innen in Russland eine Stimme gibt.

- Anzeige -
Dazu passende Podcast-Folgen:

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -