Ramsey’s Welt

Denkspiel mit Mike Mlynar

  • Mike Mlynar
  • Lesedauer: 3 Min.

»Was wäre, wenn …?« kann spätestens seit den Gebrüdern Grimm als beantwortet gelten: »Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.« Ganz nüchtern gesehen ist das natürlich völlig irreal. Deshalb werden solche Fragekonstruktionen im normalen Leben häufig beargwöhnt. Noch häufiger allerdings werden sie benutzt, obwohl in diesem Leben bekanntlich kaum Platz für Märchen ist. Doch besagte Fragen haben etwas ungemein Verführerisches. Dem ist auch der Autor in Bezug auf Frank P. Ramsey (1903-1930) erlegen. Seit nämlich unlängst dessen Biografie von Cheryl Misak, Philosophieprofessorin an der Universität Toronto, erschien. Untertitel: »A Sheer Excess of Powers« (dt.: Reinster Überschuss an Können).

Ramsey galt als Wunderkind, mit 20 bereits in Cambridge Honorarprofessor, für die Fachwelt als Genie. Seine Welt umfasste vor allem Mathematik (Graphentheorie mit Paul Erdös), Philosophie (kongenial mit Ludwig Wittgenstein) sowie Ökonomie (in engster Freundschaft mit John M. Keynes). Der Philosoph Donald Davidson (1917-2003) charakterisierte ihn einmal so: »Da gelingt dir irgendein ein spannender Denkdurchbruch, und es bleibt dir dann nur festzustellen, dass es den gleichen bei Frank auch schon gab.« Laut seiner Biografin war Ramsey seit dem 13. Geburtstag bekennender Atheist, an der Uni »leidenschaftlicher Kommunist«, später »undoktrinärer Linker«.

Er starb 26-jährig ganz plötzlich bei einem Klinikaufenthalt. Allgemein war er bis zur nun erschienenen Biografie fast vergessen. Und die provoziert zur Frage, wie sähe die Welt aus, wäre er beispielsweise 60 Jahre älter geworden? Berechtigt ist sie indes nur, wenn sie auf Vorbildwirkung für die reale Welt zielt. Wohingegen der bewusst kontrafaktische Forschungsansatz einiger Historiker in der Art von »Was wäre, wenn Tell seinen Sohn erschossen hätte?« in gestrige wie künftige Scheinwelten führt.

Da wir nun schon bei Wilhelm Tell gelandet sind, heute zwei Aufgaben aus der internationalen Schweizer Matheolympiade:

1. In einem Einkaufsbeutel liegen 9 Äpfel, einige rote, die anderen gelb. Jeder rote Apfel wiegt 70 Gramm, jeder gelbe 100 Gramm, alle Äpfel zusammen 720 Gramm. Wie viele rote Äpfel sind im Beutel?

2. Um einen kreisrunden See herum befinden sich, wie Punkte auf einer Kreislinie, acht Beobachtungspunkte. Diese sind alle unterschiedlich und müssen nicht regelmäßig verteilt sein. Auf dem See gibt es mehrere Inseln, also wie unterschiedliche Punkte auf einer Kreisfläche. Jede der 28 Linien zwischen zwei Beobachtungspunkten geht durch eine Insel. Wie viele Inseln hat der See mindestens?

Antworten an spielplatz@nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«). Einsendeschluss: Mittwoch, 17. März. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen zwei Buchpreise separat für die richtigen Antworten auf beide Fragen. Auch Einzeleinsendungen sind möglich.

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