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- Löw und der DFB
Explosionsgefahr beim Deutschen Fußball-Bund
Beim Abgang von Joachim Löw im Sommer soll es knallen, drei Jahre später ebenso.
Es scheint beim Deutschen Fußball-Bund eine neue Sprachregelung zu geben. Als der Pressesprecher der Nationalmannschaft Jens Grittner am Donnerstag die Videokonferenz eröffnete, freute er sich sogleich auf eine »Explosion« im kommenden Sommer. Denn erst dann, nach der Europameisterschaft, ende ja die Ära von Joachim Löw. Dem Bundestrainer galt dieser Medientermin, das machte auch DFB-Präsident Fritz Keller gleich klar: »Das ist deine Show«, sagte er und blickte nach links zum recht entspannt wirkenden Löw. Am Dienstag hatten beide in einer Verbandsmitteilung den Abschied des Bundestrainers nach dem Turnier verkündet. Dass zur Rechten Kellers DFB-Direktor Oliver Bierhoff saß, deutete jedoch darauf hin, dass es bei der einstündigen Veranstaltung vielleicht um mehr als nur die Position des obersten deutschen Fußballlehrers gehen könnte.
Aber erst mal war der Bundestrainer dran. Er blickte auf »eine lange Zeit« zurück, in diesem »schnelllebigen Geschäft fast eine Ewigkeit«. Löw lobte sich und seine 15-jährige Arbeit als Bundestrainer selbst. Und hörte damit auch nicht auf. Das steht dem 61-Jährigen zweifellos zu. Er hat die Nationalmannschaft zurück in die Weltspitze geführt, und das mit gutem, nicht selten begeisterndem Fußball. Und den größten Titel in diesem Sport gewann er bei der WM 2014 auch.
Dass Löw nicht über Fehler sprach, charakterisiert dessen Entwicklung von Jürgen Klinsmanns Assistenten zum »Welttrainer« oder »Rekordtrainer«, wie Keller ihn bezeichnete. »Rückschläge, die uns noch stärker gemacht haben« – so fasste Löw alle Negativerlebnisse in einem Satz zusammen. Dass es nach dem Gewinn eines Weltmeistertitels bergab geht, ist nahezu logisch. Aber Löws Art und Weise, seine zunehmende Selbstüberschätzung und Kritikunfähigkeit, führten schließlich vier Jahre später zum bisherigen Tiefpunkt in der sportlichen Geschichte des DFB: Vorrundenaus bei der WM 2018.
Den Weg zum Misserfolg und sein Verhalten bezeichnete Löw unter größtem Druck einmal als »fast schon arrogant«. Jetzt strahlt der Bundestrainer wieder nur Selbstsicherheit aus. Alles ist selbstbestimmt, wie der angekündigte Abgang im Sommer. Vergessen wurde dabei, dass ihm der DFB-Präsident schon vor Monaten eine Vertragsauflösung nahegelegt hatte. Über eine Zeit ohne ihn beim DFB sinnierte auch schon Löws engster Verbündeter Bierhoff, der aus dem Nationalteam »Die Mannschaft« und ein abgehobenes Marketingprodukt gemacht hat, das nicht mal mehr Heimspielstadien füllen konnte.
Weil der Bundestrainer »wie immer«, also »absolut fokussiert«, in ein Turnier geht, sieht er die anstehende EM nicht als letzte Chance, die es jedoch zweifellos ist. Da soll es knallen. Drei Jahre später ebenso. »Das Turnier im eigenen Lande muss zu einer Explosion führen«, sagte Löw mit Blick auf die EM 2024 in Deutschland. Seinem Nachfolger und dem DFB gab er damit den Auftrag, alles so zu machen, wie er es damals gemacht hat. Es brauche eine Erneuerung, Visionen und Ziele – wie 2004, als Löw mit Bierhoff zum DFB kam.
Eine offensive, positiv aggressive Sprachregelung soll Ansehen und Vertauen anscheinend wieder stärken. Die überhöhte Selbstwahrnehmung aus besseren Zeiten ist schon wieder eingekehrt. »2024 kann viel bewirken für die Gesellschaft, für alle Menschen in unserem Land«, meint Löw. Das Schlimme ist: Trotz der großen Krise des Fußballs setzt der DFB mehr auf sportliche Erfolge statt notwendige Reformen – und könnte, so lehrt die Geschichte, damit sogar durchkommen.
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