Energie von der Powerbank
Der FSV Mainz hofft nach dem Sieg gegen Freiburg wieder auf den Klassenerhalt
Erst sandte Robin Quaison einige Freudenküsschen gen Himmel, um schließlich noch ein Stoßgebet folgen zu lassen. Der Siegtorschütze des FSV Mainz 05 war mit seiner Freude nach dem Heimspiel gegen den SC Freiburg (1:0) zunächst ganz für sich alleine, ehe die Mitspieler die blondierten Haare des schwedischen Nationalspielers tätschelten. Er hatte schließlich nach einer Koproduktion von gleich drei Einwechselspielern das Tor des Tages erzielt: Kevin Stöger leitete eine Ballstafette ein, nach der Robert Glatzel aus Nahdistanz noch an Freiburgs Torhüter Florian Müller scheiterte, ehe Quaison abstaubte (84.). Drei Joker hatten gemeinsam spät gestochen. »Ich fühle mich unglaublich. Wir brauchten diesen Sieg«, sagte der überglückliche Quaison, der den besten Spielzug des Tages veredelt hatte. »Ich habe mich gefreut, dass ich wieder ein bisschen länger spielen konnte. Für mich war es ein perfekter Tag.«
Abermals profitierten die Rheinhessen bei ihrem Ausrufezeichen im Abstiegskampf, die auf Platz 17 punktgleich mit dem Relegationsplatz stehen, von Energiegebern von der Ersatzbank. Für den hochveranlagten, zuletzt verletzt ausgefallenen und lange auf Formsuche befindlichen Quaison freue ihn der Treffer ganz besonders, sagte Trainer Bo Svensson. »Robin hatte keine einfache Saison, jetzt hat er sich zurückgekämpft.« Der bisweilen mit der Handlungsschnelligkeit überforderte Mittelstürmer Adam Szalai, 33, hat derzeit vor allem die Aufgabe, die gegnerischen Abwehrspieler aufzureiben, ehe ihn ein frischer Offensivmann ablöst. Hinter den Impulsen mit den Reservisten steckt also durchaus eine Mainzer Methodik.
Doch wollte der Anfang Januar vom österreichischen Zweitligisten FC Liefering in die Bundesliga geholte Svensson, 41, partout nichts von einem »glücklichen Trainerhändchen« wissen: Mit der Arbeitsteilung belohne er lediglich seine im Übungsbetrieb angeblich sehr fleißigen Fußballer: »Da wäre ich ziemlich blind, wenn ich im Training nicht sehen würde, welche Qualität wir haben. Es war hart, einige Jungs auf die Bank zu setzen. Die, die reingekommen sind, haben geholfen, und das ist gut so.«
Der ehemalige Bundesligaprofi sprach auch wegen zweier Pfostentreffer des Freiburgers Roland Sallai von einem Sieg, der »ein bisschen glücklich« gewesen sei - er hat aber auch nichts gegen »drei schöne Punkte« einzuwenden. Die Mainzer haben seit Jahreswechsel bereits 15 Zähler ergattert und werden als fünftbestes Rückrundenteam geführt.
Der gebürtige Münchner Glatzel, der am Tor beteiligt gewesen war, stellte fest: »Es ist klar, dass wir jetzt nicht die Qualität der Topmannschaften haben, aber die Moral stimmt immer und die Leistung bis jetzt auch.« Sportdirektor Martin Schmidt verwies mit einem Augenzwinkern zudem auf die verbesserten äußeren Umstände: »Neuer Rasen rein, und schon spielen wir Fußball und gewinnen.« Er verortete den dritten Heimerfolg als »Kraft- und Willensleistung«, womit viel über die Herangehensweise gesagt war.
Wichtiger scheint daher der Stimmungsumschwung: Der charismatische Schweizer Schmidt hat es in Zusammenarbeit mit dem bodenständigen Dänen Svensson und dem gebürtigen Mainzer Christian Heidel als Kopf der in höchster Abstiegsnot installierten Führungstroika geschafft, für einen positiven Energieschub zu sorgen. Die Mannschaft verbeißt sich seit einigen Wochen voller Lust und Leidenschaft in ihre Aufgaben und will in den kommenden Spielen gegen Hoffenheim und Bielefeld weiter fleißig punkten. Dann ist ein zwölftes Erstligajahr in Folge für den einzigen Bundesligisten aus Rheinland-Pfalz keine Utopie mehr.
Passenderweise bildete sich am Samstagnachmittag über der Domstadt ein prächtiger Regenbogen, und in der Arena am Europakreisel plärrte auch wieder die übliche Fastnachtsmusik aus den Boxen: Der selbst ernannte Karnevalsverein scheint auf bestem Wege, sich wieder in eine Spaßgesellschaft zu verwandeln, die mit Enthusiasmus die Erfolge erzwingt. Dafür darf der Matchwinner dann auch ruhig dem Herrgott danken.
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