Die Zeit der Trennung ist vorbei

Die Eishockeysaison startet mit Duellen zwischen Nord und Süd in die nächste Runde.

Die Eisbären Berlin gehen nach den ersten 24 Spielen der Saison mit einer starken Bilanz in die an diesem Wochenende beginnende nächste Runde im Kampf um die deutsche Eishockeymeisterschaft. Denn ab jetzt treffen die Mannschaften der Nord-Gruppe erstmals auf die Teams aus dem Süden Deutschlands. Diese Zweiteilung war ursprünglich eingeführt worden, um in Corona-Zeiten die Reisen der Mannschaften so kurz wie möglich und die Zahl der Kontakte gering zu halten. Ganz auf den Vergleich zwischen Nord und Süd schon in der Hauptrunde wollte die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) aber nicht verzichten.

Die Berliner haben den Norden dominiert. Ihre Bilanz ist eindrucksvoll: 16 Siege, acht Niederlagen und 52 Punkte, sechs mehr als das zweitplatzierte Bremerhaven und sogar 16 vor Wolfsburg auf Rang drei. Die Spiellaune, in die sich die Eisbären Schritt zuletzt gesteigert haben, verdeutlichten die vier Siege in Serie mit acht Toren gegen Düsseldorf, sechs in Köln sowie jeweils fünf gegen Iserlohn und Bremerhaven. Zu Hause verloren die Berliner von zwölf Partien lediglich zwei. Kein Wunder, dass der Topscorer der Eisbären, Marcel Noebels, selbstbewusst feststellt: »Wir brauchen uns vor keinem Gegner zu verstecken und gehen selbstbewusst in die Duelle mit den Süd-Teams. Wir können jeden schlagen.«

DEL-Modus

Nach der ersten Gruppenphase mit je 24 Partien pro Team in den bislang getrennten Nord- und Süd-Gruppen geht es nunmehr mit den Vergleichen zwischen Nord und Süd jeweils einem Hin- und Rückspiel weiter. Diese Runde endet am 18. April. Danach beginnen die Playoffs. Dabei tragen die jeweils vier besten Klubs zunächst gruppenintern das Viertelfinale aus. In den Halbfinals wird dann über Kreuz gespielt. In jeder Playoff-Runde reichen zwei Siege zum Weiterkommen.

Absteiger gibt es auch diese Saison nicht. Die werden erst für die kommende Saison eingeführt. Ein Aufstieg aus der DEL2 ist allerdings schon nach dieser Saison möglich, sollte ein Klub auch die wirtschaftlichen Anforderungen der Liga erfüllen. joh

Dieses in den nunmehr acht titellosen Jahren offensichtlich abhanden gekommene, jetzt aber neu aufflammende Selbstvertrauen wird vor allem von der angriffslustigen Paradereihe um Noebels angeheizt. Bereits in der abgebrochenen Vorsaison war der 29-jährige deutsche Nationalspieler zum »wertvollsten Spieler« der DEL gewählt worden. Der Flügelstürmer führt auch jetzt die ligaweite Rangliste der Torschützen und Vorlagengeber mit 37 Punkten überlegen an. Seine glänzend aufgelegte Angriffsreihe mit Leonhard Pföderl und dem erst 18-jährigen Talent Lukas Reichel harmoniert bestens und ist ein Erfolgsgarant der Eisbären.

Auch darüber hinaus ist die Mannschaft gewachsen. Die Teamchemie passt, sagt Trainer Serge Aubin, der die Neuzugänge gut integriert hat. Sportdirektor Stéphane Richer lag im Gegensatz zu früheren Jahren mit den Verpflichtungen goldrichtig. Fast alle erfüllten die in sie gesteckten Erwartungen. Selbst Angreifer Zach Boychuk, der erst Ende Januar nach Berlin kam, hat bereits dem jahrelang schwächelnden Powerplay der Eisbären zu neuer Stärke verholfen.

An der Taktik will Trainer Aubin, dessen auslaufender Vertrag gerade um zwei Jahre verlängert wurde, zunächst nichts ändern, auch wenn er mit mehr Gegenwehr von den Südteams rechnet: »Wir wollen weiterhin aggressiv spielen. Es wird vielleicht ein bisschen körperbetonter im Süden gespielt, aber wenn wir kompakt verteidigen, können wir mit jeder Mannschaft mithalten.« Die Statistik gibt ihm vorerst recht. Mit 98 Toren haben die Eisbären so viele geschossen wie kein anderes DEL-Team, und die 54 Gegentreffern werden lediglich von den Mannheimern (48) unterboten.

So sieht sich der DEL-Rekordmeister auf dem besten Weg, die erfolglose Ära zu beenden und den achten Titel nach Berlin zu holen. Die stärksten Konkurrenten dürften Titelverteidiger Adler Mannheim und der EHC München sein, der zuvor drei Meisterschaften in Serie feierte. Beide führen die Süd-Gruppe an, wobei die Adler ligaübergreifend als das Maß der Dinge gelten. Mannheims Cheftrainer Pavel Gross bringt das Erfolgsrezept auf einen kurzen Nenner: »Wir müssen die Zweikämpfe gewinnen, mit hoher Intensität auftreten, viel laufen und als erster an der Scheibe sein.« Auch wenn das viel zu einfach klingt, scheint es zu funktionieren. Die Mannheimer brachten immerhin das Kunststück fertig, in allen vier bisherigen Duellen Mitfavorit München zu besiegen.

Zum Auftakt der Nord-Süd-Vergleiche treffen die Eisbären am Sonntag daheim auf die Augsburger Panther. Die beiden härtesten Widersacher empfangen die Eisbären am 6. April (München) und 16. April (Mannheim). Ein Wermutstropfen überall: Mit der Rückkehr der Fans rechnet in dieser Saison niemand. So wird spätestens am 7. Mai der exakt 100. Deutsche Meister wohl vor leeren Rängen gekürt werden.

Das zweite Berliner Ärgernis ist jedoch hausgemacht: 26 Fanklubs der Eisbären haben unlängst einen »Offenen Brief« ans Management geschickt. Sie protestieren gegen neue Regularien für Dauerkarteninhaber. Danach haben nur jene Fans, die trotz einer Geisterspielsaison ihr Abo nicht kündigten, auch in der nächsten Spielzeit die Playoffs im Ticket mit enthalten. Diejenigen aber, die ihr Geld zurückverlangten, weil sie keine Spiele besuchen konnten, werden als Neukunden behandelt und müssten bei neuen Dauerkarten für die Playoffs extra zahlen.

Viele Eisbären-Fans unter den 5000 Abonnenten kommen aus sozial schwächeren Milieus und sehen sich nun erpresst und abgeschoben. Vizepräsident Thomas Bothstede kündigte an, vor einer endgültigen Entscheidung noch einmal mit den Fanklubs zu reden. Große Hoffnungen dürfen sie sich aber wohl nicht machen. Es wäre ein unnötiger Missklang in einer womöglich höchst erfolgreichen Eisbären-Saison.

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