- Politik
- Union im Umfragetief
Söder sieht Gefahr einer »Wechselstimmung« im Land
Union in neuer Umfrage nur noch bei 25 Prozent / CDU-Vize Röttgen: »Jetzt herrscht wirklich Alarm«
Berlin. Nach dem Absturz der Union in den Umfragen hat CSU-Chef Markus Söder vor einer »Wechselstimmung« in Deutschland gewarnt. »Die Lage ist sehr ernst. Die Corona-Zahlen steigen und die Unionswerte fallen«, sagte der bayerische Ministerpräsident der »Bild am Sonntag«. »Es kommt Wechselstimmung im Land auf.« CDU-Parteivize Norbert Röttgen sagte am Wochenende: »Schon die Landtagswahlen waren ein Weckruf, aber jetzt herrscht wirklich Alarm«.
Offene Türen für Lobbyisten. Die Maskenaffäre der Union ist nur ein Beispiel für Mauschelei.
Die Union müsse »zeigen, dass sie noch Kraft und Ideen hat und nicht erschöpft und ausgelaugt ist«, sagte Söder. »Es braucht jetzt Aufbruch.« Die Union habe kein Abo mehr auf die Kanzlerschaft, fügte er hinzu.
Im »Sonntagstrend« für die »Bild am Sonntag« setzte sich der Abwärtstrend der Union die vierte Woche in Folge fort. CDU und CSU verloren zwei Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche und kamen nun auf 25 Prozent, wie die wöchentliche Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Kantar ergab. Das sind elf Prozentpunkte weniger als noch vor sieben Wochen.
Die Grünen verbesserten sich um einen Punkt auf 23 Prozent und lagen damit nur noch zwei Punkte hinter der Union. Die SPD profitierte weiter nicht von der Schwäche ihres Koalitionspartners und blieb unverändert bei 17 Prozent. AfD und FDP lagen beide unverändert bei jeweils zehn Prozent, die Linke gewann einen Punkt auf neun Prozent. Befragt wurden 1447 Menschen im Zeitraum vom 18. bis zum 24. März.
Damit wäre sowohl eine »Ampel« aus Grünen, SPD und FDP als auch eine grün-rot-rote Koalition möglich. Ein schwarz-grünes Bündnis hätte nur noch eine ganz knappe Mehrheit im Bundestag. Im ZDF-»Politbarometer« vom Freitag war die Union um sieben Punkte auf 28 Prozent abgerutscht, zulegen konnten vor allem die Grünen mit einem Plus von vier Punkten auf 23 Prozent.
Röttgen sagte der »Augsburger Allgemeinen« vom Samstag, die Umfrageverluste seien »durch einen massiven Verlust von Vertrauen eingetreten«. Die gesamte Partei müsse nun gemeinsam mit CDU-Chef Armin Laschet mit der Krise umgehen. »Das ist nicht das alleinige Problem des Vorsitzenden.« Mit Blick auf die Bundestagswahl in einem halben Jahr fügte Röttgen hinzu: »Aber die Zeit dafür wird knapp.«
Röttgen warnte zugleich vor Zeitdruck in der Frage der Kanzlerkandidatur. Die CDU/CSU solle »nichts überstürzen«, mahnte der CDU-Vizevorsitzende. »Mit Aktionismus gewinnen wir kein Vertrauen wieder.« Dass es mit Söder einen möglichen Bewerber gebe, sei kein Problem.
»Ich finde, wir sollten uns als CDU darüber freuen, dass der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident in den Umfragen gut dasteht«, sagte Röttgen. Es gehe darum, mit welcher Aufstellung die Union »im Herbst die größte Aussicht auf Erfolg« haben wird.
CDU-Bundesvize Thomas Strobl sagte der »Stuttgarter Zeitung« und den »Stuttgarter Nachrichten« vom Samstag: »Die CDU in Deutschland möchte, dass unser Bundesvorsitzender Armin Laschet Kanzlerkandidat der Union wird und im Herbst auch Bundeskanzler.« Diesen Eindruck habe er aus vielen Gesprächen gewonnen, sagte der baden-württembergische Innenminister und Landesparteichef. Angesichts der »schwierigen Lage« rief Strobl Laschet und Söder auf, die offene Führungsfrage in der Union schnell zu beantworten, »und dies nicht sehr viel später als Ostern«. AFP/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.