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Der Eierkonsum steigt an

Kein Ei gleicht dem anderen - und dennoch werden sie an Börsen gehandelt

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Kurz vor Ostern bewertet die Rheinische Warenbörse in Köln die Marktentwicklung als »freundlich«. Die Nachfrage nach Eiern steigt also, wie üblich, vor den Osterfeiertagen. Der Handel muss an der Börse für deutsche Eier, gehobene Qualitätsware in 360iger Kartons, nun pro Stück 23,05 bis 23,10 Cent zahlen. So der Preis für XL-Eier aus Freilandhaltung. Ohne Mehrwertsteuer. Am anderen Ende der Börsenskala werden kleine Eier (»M«) zum Preis von 14,25 bis 14,30 Cent geboten. Die nächste Notierung findet erst nach den Feiertagen statt.

Die Börse ist freilich nur eine kleine Facette im großen Eiergeschäft. Es sind vor allem industrialisierte Zucht- und Mastbetriebe, die unsere Ostereier produzieren: Sortiert und verpackt gehen sie meist direkt an Discounter, an Supermärkte und in die Nahrungsmittelindustrie, die daraus Pizzateig, Nudeln und Schokoeier herstellt.

Neben solch üblicherweise langfristigen Lieferbeziehungen gibt es immer mal ein paar zehntausend Eier an einem Ort zu viel und andernorts einige zehntausend Eier zu wenig. Angebot und Nachfrage in den gewünschten Einklang zu bringen, versucht neben den Börsen, auch der Agrarhandel. Diese Großhändler kaufen Eier oder treten als Zwischenhändler auf. Gleichzeitig beliefern sie Eierproduzenten mit Rohstoffen und Futtermitteln.

Ein Großteil dieses Agrarhandels wird hierzulande von Genossenschaften abgewickelt, die sich auf Wilhelm Raiffeisen beziehen, der vor 200 Jahren die landwirtschaftliche Genossenschaftsidee mitentwickelte. Heute haben sich Handelsgenossenschaften wie die 1923 gegründete Baywa in München zu international agierenden Konzernen entwickelt.

Jede Legehenne legt pro Jahr durchschnittlich 300 Eier. Im vergangenen Coronajahr haben 42,9 Millionen Legehennen in Deutschland 12,9 Milliarden Eier gelegt, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Während ein Bio-Huhn im Durchschnitt »nur« 293 Eier legte, kamen Hühner in der Käfighaltung auf fast 310.

Um den Pro-Kopf-Verbrauch zu decken, wurden noch rund sechs Milliarden Eier importiert - drei Viertel davon aus den Niederlanden. Die Holländer liegen mit 18 Kilogramm pro Kopf und Jahr an der Spitze beim Eierkonsum in Europa (Deutschland 13 Kilogramm).

Die Eierproduktion legt seit langem zu. Hiesige Geflügelbetriebe verbuchten 2020 einen Umsatz von schätzungsweise drei Milliarden Euro allein mit Eiern. Die größten Zuwächse gab es in der ökologischen Erzeugung und der Freilandhaltung. Verglichen mit 2019 stieg die Produktion von Öko-Eiern um 8,1 Prozent auf 1,6 Milliarden Eier. Dadurch stieg auch die Zahl der Bio-Legehennen auf 5,3 Millionen. Seit Herbst wird die Branche von einer Geflügelpestwelle heimgesucht, die von Wildvögeln ausgeht.

Der wirtschaftliche Schaden übersteigt nun kurz vor Ostern den der Geflügelpestwelle 2016/17, heißt es beim Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft (ZdG) in Berlin, der 8000 Agrarbetriebe organisiert. Besonders betroffen ist Niedersachsen. Auf das Bundesland entfallen rund 60 Prozent des Geflügelbestandes in Deutschland.

Auch bei den Preisen gibt es ein Nord-Süd-Gefälle. An der Südwestdeutschen Warenbörse in Stuttgart - dort ist die Stimmung ebenfalls »freundlich« - müssen Händler für ein XL-Ei aus Freilandhaltung deutlich mehr hinblättern als im Norden, nämlich 34,75 Cent.

Der Eiermarkt sei halt ein regionaler Markt, wird als Erklärung angeboten. Zudem schlage sich die industrielle Massenproduktion in Niedersachsen in tendenziell sinkenden Preisen nieder - da die großen Agrarbetriebe abhängig von den fünf Lebensmittelriesen Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland sowie Aldi Nord und Süd sind. In Bayern und Baden-Württemberg dominieren im Schnitt besonders kleine Betriebe; während die ostdeutschen Agrargenossenschaften in der deutschen Eierproduktion ohnehin eine Nebenrolle spielen.

Freilandeier müssen übrigens nicht unbedingt aus Freilandhaltung stammen. Darauf weist die Verbraucherzentrale Bremen hin. Aufgrund der derzeit grassierenden Geflügelpest gilt in mehreren Bundesländern aktuell eine Stallpflicht. Ein Auslauf ins Freigelände ist also verboten. Für eine Übergangszeit von 16 Wochen dürfen Freiland-Eier dennoch als solche vermarktet werden. Erst nach Ablauf dieser Übergangsfrist müssen Eier aus Freilandhaltung als Eier aus Bodenhaltung gekennzeichnet werden.

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