Gut gearbeitet, schlecht bezahlt

Andreas Fritsche über die schreiende Ungerechtigkeit bei den Renten

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach dem Schulabschluss eine Lehre absolviert, zwei Kinder groß gezogen, aber die besuchten den Kindergarten, immer voll gearbeitet, bis zur Rente - und die Rente beträgt nun gerade einmal 1.000 Euro, die Mütterrente schon eingerechnet. Warum: Weil die Frau nach der Wende viele Jahre in ihrem Beruf nur fünf Euro die Stunde verdiente und noch froh sein sollte, dass man ihr überhaupt einen Job gab.

Dieses Rechenbeispiel ist nicht aus der Luft gegriffen. Viele Menschen in Berlin und Brandenburg müssen im Alter äußerst bescheiden leben, damit sie die Miete und alles andere unbedingt Notwendige bezahlen können. Wer nach der Wende lange arbeitslos war, den trifft es in der Regel noch härter. Dem bleibt nur übrig, zusätzlich zur Rente staatliche Leistungen zu beziehen und auf dem Niveau der Grundsicherung zu leben.

Mindestlöhne sind ein Weg, das Risiko der Altersarmut zu verringern. Doch die gegenwärtige Höhe der Mindestlöhne reicht nicht aus. Und wer schon in Rente ist oder kurz davor steht, dem helfen die Mindestlöhne nun auch nicht mehr.

Hier müsste die Politik eingreifen und bei der Rente berücksichtigen, wenn jemand lange und hart gearbeitet hat, aber mit einem jämmerlichen Stundenlohn abgespeist wurde - was die Politik so lange zugelassen hat. Bezahlt werden müsste eine solche Aufstockung selbstverständlich aus Steuermitteln. Und dann wäre es angeraten, dass genau die sehr viel mehr besteuert werden, die damit reich geworden sind, dass sie ihre Beschäftigten so schlecht bezahlt haben. Das wäre nur gerecht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!