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Essen gehört nicht in den Müll
Ulrike Wagener über den Preis für Lebensmittelretter*innen
Einen Sommer lang habe ich im Backshop einer großen Supermarktkette in Berlin gearbeitet. Eine Filiale, in der sich viele Pfandsammler*innen mit Cent-Stücken Würstchen kauften. Jeden Abend fuhr ich einen Wagen übriggebliebene Brotlaibe, Brötchen, Plunder - am Wochenende auch Torten - zu einem abgeriegelten Häuschen und warf alles dort in den Müllcontainer. Danach musste ich dem Geschäftsführer meinen Rucksack zeigen: Hatte ich auch nichts eingesteckt? Manchmal aß ich vorher verschämt etwas beim Saubermachen in der Küche, weniger aus Hunger als aus Schuldgefühl den Pfandsammler*innen gegenüber. Dort wurde mir zum ersten Mal so richtig klar, was ich schon vorher wusste: Dass Unternehmer*innen in Deutschland vollkommen genießbares Essen lieber wegschmeißen, statt es Menschen günstig zu überlassen oder gar zu schenken.
Während das in Frankreich seit Jahren illegal ist, werfen deutsche Unternehmen jährlich 500.000 Tonnen Lebensmittel weg. Quasi staatlich gefördert. Dass Berlin nun Lebensmittelretter*innen auszeichnet, ist gut. Doch was sind 5000 Euro im Vergleich zu den Profiten der Unternehmen? Was in der Corona-Pandemie gilt, gilt auch hier: Strafen und Vorschriften für Einzelpersonen, Bitten an Unternehmen. Es wird Zeit, das umzukehren. Damit Menschen nicht verschämt Essen retten müssen, sondern alle Zugang haben zu überschüssigen Lebensmitteln. Und daraus darf nur folgen, dass im Zweifel gar nicht mehr so viel Überschüssiges produziert wird.
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