Bohnen und Kanonen
In Kuba gibt Raúl Castro die Führung der KP ab und macht als Parteisoldat weiter
Berlin. So richtig weg ist Raúl Castro dann doch noch nicht. Denn sein Nachfolger an der Spitze der Kommunistischen Partei Kubas (PPC), Miguel Díaz-Canel, betonte direkt nach der Amtsübernahme am Montag in Havanna, dass er auch in Zukunft alle strategischen Entscheidungen, die das Land betreffen, mit Rául Castro abstimmen werde. Formell ging beim VIII. Parteitag der PCC jedoch eine Ära zu Ende: Erstmals seit 1965 wird die Partei nicht mehr von einem Castro geführt. Vor Raúl, der 2006 zuerst provisorisch und dann endgültig den Posten an der Parteispitze für seinen erkrankten Bruder übernahm, hatte Revolutionsführer Fidel Castro selbst die Zügel in der Hand. Die PCC wurde in ihrer heutigen Form als Einheitspartei erst sechs Jahre nach der Revolution 1959 gegründet. Bis zum ersten Parteikongress 1975 dauerte es weitere zehn Jahre - bis dahin regierte Fidel Castro mehr oder weniger direkt, reiste durchs Land, hörte sich die Probleme an und erteilte Ratschläge zur Lösung.
Der 89-jährige Raúl Castro ist wie von ihm angekündigt nicht wieder zur Wahl um den Parteivorsitz angetreten. Es ist eine nicht zu unterschätzende Leistung, nach dem sehr personalisierten politischen System unter Fidel Castro die kubanische Politik stärker institutionalisiert zu haben - durch Einführung einer Amtszeitbegrenzung und einer Altersgrenze für politische Ämter.
»Meine Aufgabe als erster Sekretär des Zentralkomitees der PCC endet mit der Befriedigung, meine Aufgabe erfüllt zu haben und mit dem Vertrauen in die Zukunft des Landes«, verabschiedete sich Raúl von den Delegierten, die ihm lange applaudierten. Künftig werde er »das Vaterland, die Revolution und den Sozialismus« als einfacher Parteisoldat verteidigen. Eines seiner Bonmots aus der Spezialperiode der 90er Jahre ist derzeit wieder aktuell: »Bohnen sind so wichtig wie Kanonen.« mli
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