Denkzettel aus Washington

Cyrus Salimi-Asl über die Anerkennung des Armenier-Genozids

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 1 Min.

Jetzt wird es Ärger geben zwischen der Türkei und den Vereinigten Staaten: US-Präsident Joe Biden will den Völkermord an den Armeniern durch das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg als solchen anerkennen. Das berichten die Zeitungen »New York Times« und »Wall Street Journal«. Der türkischen Regierung wird dies sauer aufstoßen, will sie doch konsequent nichts von einem Genozid hören. Doch es wird Zeit, dass sich die USA dazu durchringen, einen ihrer wichtigsten Nato-Partner mit diesem Verbrechen vor den Kopf zu stoßen. Im Dezember 2019 hatte bereits der US-Kongress in einem symbolischen Votum die Massaker als Völkermord anerkannt.

Die Sache ist jedoch heikel, spielt die Türkei doch Ordnungsmacht im Nahen Osten: Als südliche Nato-Speerspitze agiert sie - oftmals eigenmächtig - in Syrien und im Irak, fungiert als Bollwerk gegen den Iran und hält Russland am Schwarzen Meer im Zaum. Eigentlich unverzichtbar als Partner für die US-Politik im Nahen Osten. Nur, aus Washington betrachtet entwickelt der türkische Staatspräsident Erdogan mittlerweile zu viel Eigeninitiative und strebt in der Region eine Hegemonialstellung an, die nicht immer im Interesse der USA liegt. Da käme ein solcher Denkzettel gerade recht: Erdogan wird toben, kann aber letztlich nicht ohne die USA.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -