- Politik
- Amazon
Keine Pause bitte!
Johanna Treblin fordert eine FFP2-Pflicht für ganz Deutschland
Bei Amazon gibt es ein Flaschensystem. Weil die Pausenzeiten nicht reichen, um auf die Toilette zu gehen oder es einfach zu wenige Toiletten gibt, pinkeln die Mitarbeiter*innen - zumindest in einigen Warenlagern in den USA - in Flaschen. Amazon hat das zwar zurückgewiesen, Fotos beweisen allerdings, dass die Behauptung wahr ist. Corona zeigt nun, dass Amazon auch in Deutschland ein Pausenproblem hat. Recherchen von NDR, WDR und »SZ« haben aufgedeckt, dass an mehreren Standorten keine FFP2-Masken getragen werden dürfen. Denn: Nach Empfehlung soll man sie nicht länger als 75 Minuten tragen und dann erstmal: Pause machen. Den Ausfall will Amazon aber offenbar weder bezahlen noch kompensieren. Der Versandriese gefährdet damit die Gesundheit seiner Mitarbeiter*innen, was schlimm genug ist. Er verhält sich damit aber nicht rechtswidrig - und das ist der eigentliche Skandal. Die Arbeitsschutzverordnung des Bundes erlaubt auch das Tragen anderer medizinischer Masken, obwohl OP-Masken keinen so hohen Schutz bieten wie ihr FFP2-Äquivalent. Bundesländer wie Bayern oder Berlin haben daher zu Recht eine Pflicht für den höherwertigen Schutz im öffentlichen Raum eingeführt: in Bussen und Bahnen, im Supermarkt, auf einigen belebten Straßen.
Die Menschen, die in Amazon-Warenlagern oder beispielsweise in Fabriken arbeiten, sind sowieso schon einer höheren Gefahr ausgesetzt, sich zu infizieren. Sie können kein Homeoffice machen, sind täglich der engen Zusammenarbeit mit anderen ausgesetzt und müssen oft in vollen öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. Können sie keine FFP2-Masken tragen, erhöht das das Risiko.
Deshalb muss die Pflicht zum Tragen des höherwertigen Mundschutzes in ganz Deutschland gelten, und damit auch für alle Betriebe. Dann könnten diese sich nicht mehr aus der Verantwortung für ihre Mitarbeiter*innen stehlen und deren Gesundheit aufs Spiel setzen.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.