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Die Realistin
Chloé Zhao ist die erste nicht-weiße Frau, die den Regie-Oscar gewinnt
Auch in der pandemisch gedämpften Stimmung des Filmbetriebs lässt sich Geschichte schreiben. Die 1982 in Peking geborene Regisseurin Chloé Zhao wurde am Sonntagabend als erste Woman of Color - und als zweite Frau überhaupt nach Kathryn Bigelow im Jahr 2010 für »The Hurt Locker« - mit dem Oscar für die Beste Regie für ihren Film »Nomadland« gewürdigt. Außerdem wurde das Werk als Bester Film prämiert, und die Schauspielerin Frances McDormand für ihre mit viel Feingefühl gespielte Hauptrolle der Nomadin Fern ausgezeichnet. In »Nomadland« tourt Fern durch den Westen Amerikas mit ihrem Van auf der Suche nach saisonaler Arbeit.
Den Preis bekommt Chloé Zhao nun auch deshalb, weil sie gekonnt mit Fiktionalisierung und Realität spielt. Denn neben Frances McDormand gab es kaum professionelle Schauspieler am Set - alle anderen modernen Nomaden und Nomadinnen haben sich selbst gespielt. So betritt Fern, eine fiktive Figur, deren reale Welt - und sie lassen sich auf ihre Fiktionalität ein. Diese Interaktion gelingt der Regisseurin ganz großartig. Auch sonst ist Chloé Zhaos Weg beeindruckend. Ihr Spielfilmdebüt »Songs my brothers taught me«, in dem sie mit Laien-Schauspielern der Native Americans arbeitete, liegt gerade mal sechs Jahre zurück. Heute hat sie zwei Oscars, zwei Golden Globes und einen Goldenen Löwen im Schrank stehen.
Sie scheint von einem ausgeprägten Interesse an der gelebten Wirklichkeit der Menschen getrieben. In ihrer Dankesrede erinnerte sie sich an einen Vers eines chinesischen Gedichts, das sie mit ihrem Vater als Kind lernte: Dass die Menschen gut sind, wenn sie auf die Welt kommen. Ihr Preis sei für alle, die den Mut haben, für das Gute in sich und in anderen einzustehen.
In China scheint man ihrem Sieg derweilen nicht besonders wohlwollend zu begegnen: Nach einer Stunde waren etliche Social-Media-Beglückwünschungen an Chloé Zhao bereits verschwunden.
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