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Tagesrekord beim Impfen: 1,1 Millionen Dosen an einem Tag verabreicht

Der Newsblog zur Coronakrise - Donnerstag, 29. April 2021: +++ Impfstoff für Kinder ab 12 Jahren in Sichtweite +++ Zahl der Corona-Toten in Indien erreicht neuen Höchststand +++ RKI: Tiefster Inzidenzwert seit zwei Wochen +++

  • Lesedauer: 6 Min.

Berlin. Vier Monate nach ihrem Start hat die Impfkampagne in Deutschland einen neuen Tagesrekord erzielt: Am Mittwoch gab es bundesweit 1,1 Millionen Impfungen, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag in Berlin sagte. »Zum ersten Mal haben wir über ein Prozent der Bevölkerung an einem Tag geimpft.« Angesichts eines Rückgangs bei den Neuinfektionen sprach das Robert-Koch-Institut von einer abgebremsten dritten Welle. Mehr als 25,9 Prozent der Bevölkerung - knapp 21,6 Millionen Menschen - sind inzwischen mindestens einmal geimpft worden. Die Zahl der mit in der Regel zwei Impfungen vollständig Geimpften lag bei 6,2 Millionen - das sind 7,5 Prozent der Bevölkerung.

RKI-Präsident Lothar Wieler sagte in Berlin, die Inzidenz habe sich deutschlandweit zwischen 150 und 170 eingependelt. »Es ist also gelungen, diese dritte Welle abzubremsen.« Seit Ostern habe sich das exponentielle Wachstum nicht in dem Maße fortgesetzt, wie es zuvor prognostiziert worden sei.

Mainz. Der deutsche Impfstoffhersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer wollen in Kürze die Zulassung ihres Corona-Vakzins für Kinder ab zwölf Jahren in der EU beantragen. Dieser Antrag werde voraussichtlich »in den nächsten Tagen« bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA gestellt, sagte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte der »Spiegel« berichtet, dieser Antrag solle am kommenden Mittwoch eingereicht werden. »Wir haben die Studiendaten für die 12- bis 15-Jährigen in den USA für die bedingte Zulassung eingereicht, in Europa sind wir in den letzten Zügen vor der Einreichung«, zitierte das Nachrichtenmagazin Biontech-Chef Ugur Sahin. Die Prüfung eines Zulassungsantrags für Corona-Impfstoffe bei der EMA dauert in der Regel wenige Wochen. Bislang können in Deutschland Kinder nicht geimpft werden.

Das Mittel von Biontech/Pfizer ist in der EU und in den USA erst für Menschen ab 16 Jahren bedingt zugelassen. Sollte der Antrag in den nächsten Tagen bei der EMA eingereicht werden und die Prüfung etwa vier bis sechs Wochen dauern, könnte die EMA-Zulassung im günstigen Fall Anfang bis Mitte Juni erfolgen. Danach könnten dann die Impfungen der 12- bis 15-Jährigen beginnen. Mit Blick auf das kommende Schuljahr und die angestrebte Erweiterung der geimpften Bevölkerungsgruppen mit dem Ziel einer Herdenimmunität wäre dies ein wichtiger Schritt. Biontech und Pfizer hatten kürzlich mitgeteilt, dass eine klinische Studie in der Altersgruppe von 12 bis 15 Jahren in den USA eine Wirksamkeit von 100 Prozent gezeigt habe. Die Nebenwirkungen hätten jenen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren entsprochen, erklärten die Unternehmen. Die Gesundheit der knapp 2300 Teilnehmer der Studie in den USA würden aus Sicherheitsgründen noch bis zu zwei Jahre nach dem Erhalt der ersten Impfdosis beobachtet, hieß es weiter.

Parallel dazu läuft die klinische Studie von Biontech und Pfizer zur Wirkung und Sicherheit ihres Corona-Impfstoffs bei Kindern zwischen sechs Monaten bis einschließlich elf Jahren weiter. Biontech gehe davon aus, dass belastbare Daten daraus bis September verfügbar sein werden, sagte die Unternehmenssprecherin der dpa. Bis die ersten Kinder dieser Altersgruppe mit dem Vakzin geimpft werden können, wird es folglich noch dauern, da Biontech/Pfizer erst nach diesem Zwischenschritt einen Zulassungsantrag bei der EMA stellen werden.

+++ Debatte um Rechte: RKI-Präsident fordert Solidarität von Geimpften+++

Berlin. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat sich zurückhaltend zu Forderungen nach einer umfassenden Aufhebung von Pandemie-Einschränkungen für Geimpfte geäußert. »Auch bei Geimpften besteht ein Restrisiko, dass sie andere anstecken können«, sagte Wieler am Donnerstag in Berlin. Er forderte Solidarität der Geimpften mit noch nicht Geimpften.

Die Menschen müssten sich selbst und ihr Umfeld auch durch andere Maßnahmen weiterhin schützen, um Ungeimpfte davor zu bewahren, »dass sie sich auf den letzten Metern vor der Impfung infizieren«, sagte er. Das RKI war zum Ergebnis gekommen, dass von vollständig gegen Covid-19 Geimpften maximal noch ein geringes Ansteckungsrisiko ausgeht.

Dies hat die Debatte um ein Ende der Einschränkungen für Geimpfte ausgelöst. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, man müsse bei dem Thema zwei Bereiche unterscheiden. Die Gleichstellung Geimpfter mit negativ Getesteten sei vergleichsweise einfach und werde teilweise schon umgesetzt. Schwieriger sei die Frage, ob es Ausnahmen für Geimpfte etwa bei Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen gibt. In einer Übergangszeit sei das schwierig, weil noch viele nicht geimpft sind. Deshalb gehe es darum, die verschiedenen Interessen in einen Ausgleich zu bringen.

+++ Zahl der Corona-Toten in Indien erreicht neuen Höchststand +++

Die Eindämmung des Coronavirus und die dritte Welle

Neu Delhi. Indien hat mit 3645 Corona-Toten am Donnerstag einen neuen Höchstwert verzeichnet. Wie aus Zahlen des indischen Gesundheitsministeriums hervorgeht, liegt die Gesamtzahl der Toten in dem Land damit nun bei 204.832. Experten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. Mit fast 380.000 neuen Infektionsfällen binnen 24 Stunden wurde am Donnerstag zudem ein weiterer weltweiter Höchstwert erreicht.

Indien hat sich in den vergangenen Tagen zum Epizentrum der Corona-Pandemie entwickelt. Allein seit Anfang April wurden mehr als sechs Millionen Infektionsfälle verzeichnet. Der dramatische Anstieg der Infektionszahlen ist vermutlich auch auf die neue Virusvariante B.1.617 zurückzuführen, die zuerst in Indien registriert wurde.

Das ohnehin schlecht ausgestattete Gesundheitssystem des Landes ist bereits völlig überlastet. In zahlreichen Krankenhäusern sind Betten, medizinischer Sauerstoff und Medikamente knapp. Besonders dramatisch ist die Lage in der Hauptstadt Neu Delhi.

+++ Tiefster Inzidenzwert seit zwei Wochen +++

Berlin. Die vom Robert Koch-Institut gemeldete 7-Tage-Inzidenz ist so niedrig wie seit rund zwei Wochen nicht mehr. Der Wert, der die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner angibt, lag am Donnerstagmorgen bei 154,9. Niedriger lag die Inzidenz nach RKI-Angaben zuletzt am 14. April (153,2). Am Mittwoch hatte das RKI die 7-Tage-Inzidenz noch mit 160,6 angegeben, vor einer Woche hatte sie bei 161,1 gelegen.

Am Mittwoch hatten sich bereits einige Experten vorsichtig optimistisch mit Blick auf die Entwicklung der Infektionszahlen gezeigt.

Die aktuellen Corona-Impfzahlen für Deutschland

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 24.736 Corona-Neuinfektionen. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 264 neue Todesfälle verzeichnet.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von Mittwochabend bei 0,90 (Vortag: 0,93). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 90 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.

+++Mehrheit der Jugendlichen fürchtet um berufliche Zukunft+++

Gütersloh. Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen in Deutschland befürchten, dass die Corona-Pandemie ihre Chance auf einen Ausbildungsplatz verschlechtert hat. Wie die Bertelsmann-Stiftung am Donnerstag mitteilte, gaben dies in einer Umfrage 71 Prozent aller Befragten an - zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Bei Jugendlichen mit niedrigem Bildungsabschluss sind es sogar 78 Prozent. Bei künftigen Studierenden hingegen ist nur knapp ein Viertel (24 Prozent) der Meinung, dass sich durch Corona ihre Chance auf einen Studienplatz verschlechtert hat.

Laut der Studie sind mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Befragten überzeugt, dass die Politik wenig oder gar nichts für die Ausbildungsplatzsuche tut. 20 Prozent sagten, die Politik tue zwar viel, aber noch nicht genug.

»Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie«, forderte Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Jede Krise vernichte dauerhaft Arbeitsplätze.

Das Meinungsforschungsinstitut Iconkids & Youth befragte im Auftrag der Bertelsman Stiftung von Februar bis März 1700 Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren. Die Daten wurden nach Schulbesuch und -abschluss gewichtet. Agenturen/nd

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