Hört die Signale!

  • jha
  • Lesedauer: 2 Min.

An bierseligen Abenden, wenn die berauschten Hirne und Glieder einmal mehr von der Weltrevolution träumen, darf sie ebenso wenig fehlen wie auf den offiziellen Parteitagen der deutschen Sozialdemokratie (eher der Minderheits- als Mehrheitspartei): »Die Internationale«. Ob gegrölt oder geträllert, schon ab dem ersten Vers entfaltet sich die aufrührerische Wucht des Liedes. »Debout! les damnés de la terre«, formulierte es vor genau 150 Jahren der dichtende Transportarbeiter Eugène Edine Pottier - noch unter dem Eindruck der Pariser Kommune, an der er selbst beteiligt war, und der 1864 gegründeten Internationalen Arbeiterassoziation. Pottier, schon 1848 auf den Barrikaden, floh nach der Niederschlagung der Kommune ins Ausland und kehrte erst später nach Paris zurück, zu seiner Beerdigung 1887 sammelte sich eine Menschenmenge unter der roten Fahne.

Singen verbindet, auch im politischen Kampf. »Als er sein erstes Lied komponierte, gab es höchstens zehn Arbeitersozialisten. Eugène Pottiers historisches Lied ist heute Dutzenden von Millionen Proletariern bekannt«, schrieb ein Bewunderer Pottiers. Es war Lenin in der »Prawda«. Der kannte auch schon die Melodie von Pierre Degeyter von 1888. Die deutsche Übersetzung »Wacht auf, Verdammte dieser Erde« stammt von Gewerkschafter Emil Luckhardt. Der war auch Bierbrauer. Wie des öfteren zu lesen ist, soll Luckhardt das französische Original politisch abgeschwächt und romantisiert haben: Mehr Schunkeln, weniger Aufruhr. Kneipengesang und Polithymne, es war wohl schon damals dicht beieinander. Und ist es bis heute. jha

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -