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+++ Berlin startet mobile Corona-Impfungen in Flüchtlingsunterkünften +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Montag, 3. Mai 2021: +++ Altenpflegekräfte überdurchschnittlich von Covid-19-Infektionen betroffen +++ Mehr als 9000 Neuinfektionen registriert +++

  • Lesedauer: 5 Min.

Berlin. In 80 Berliner Flüchtlingsunterkünften starten in dieser Woche die Corona-Schutzimpfungen. Dazu werden mobile Ärzte-Teams die Heime anfahren und allen volljährigen Bewohnerinnen und Bewohnern ein Impfangebot machen, wie die Senatsintegrationsverwaltung am Montag in Berlin mitteilte. Jugendliche zwischen 16 Jahren und 17 Jahren würden zu einem gesonderten Termin geimpft.Bereits am vergangenen Freitag haben demnach mobile Teams die ersten Impfungen mit dem Vakzin des Herstellers Johnson & Johnson in drei ausgewählten Unterkünften durchgeführt. Für eine Immunisierung muss dieser Impfstoff nur einmal gespritzt werden.

»Geflüchtete Menschen in Gemeinschaftsunterkünften gehören aufgrund ihrer Lebenssituation zu den besonders gefährdeten Gruppen und haben deshalb laut der Bewertung der Ständigen Impfkommission eine hohe Priorität«, sagte Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linke). Sie hoffe, dass sich viele Menschen für eine Impfung entscheiden. »Doch auch geflüchtete Menschen haben Bedenken, so wie in allen Teilen der Bevölkerung«, so Breitenbach. Mit mehrsprachigen Informationen solle eine mögliche Impfskepsis verringert und Fehlinformationen richtiggestellt werden. Die Impfkampagne wird den Angaben zufolge mit Informationsvideos in 15 Sprachen und weiteren Informationen begleitet. Ärztinnen und Ärzte der Charité sowie Mitarbeitende des Familienplanungszentrums Balance und des Runden Tisches Geflüchtete Frauen sollen überdies vor allem Frauen und Mütter in den Unterkünften über den Impfstoff aufklären.

+++ Marburger Bund drängt auf Impfungen in »Brennpunktvierteln« +++

Berlin. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund stellt sich hinter die Pläne für schnelleren Corona-Impfungen in sogenannten sozialen Brennpunktvierteln und dringt auf umfassendere Informationsangebote. »Ich unterstützte ausdrücklich die Forderung der Bundesfamilienministerin, verstärkt mobile Impfteams dort einzusetzen, wo sozial benachteiligte Menschen meist in beengten Wohnverhältnissen leben«, sagte die Gewerkschaftsvorsitzende, Susanne Johna, der Düsseldorfer »Rheinischen Post« (Montag). Die Menschen in solchen Stadtteilen seien besonders stark von Corona-Infektionen betroffen. Deshalb müssten die Kommunen dort zusammen mit Ärztinnen und Ärzten einen Schwerpunkt der Impfkampagne setzen.

Johna forderte zudem bessere Informationsangebote für Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Die Impfkampagne müsse auch die Menschen erreichen, die weder in ein Impfzentrum noch in eine Arztpraxis kommen. »Mit ein paar mehrsprachigen Informationen auf einer Internetseite ist es nicht getan, um diejenigen anzusprechen, die der deutschen Sprache nicht so mächtig sind«, mahnte die Internistin aus Hessen. Die bisherigen Informationsangebote für Nichtmuttersprachler, vor allem auch deren Präsenz im öffentlichen Raum, seien »völlig unzureichend«. Dabei habe der Bund »seine Hausaufgaben noch nicht erledigt«, kritisierte Johna. Die Kampagne müsse zudem sehr viel mehr soziale Medien nutzen, um die ganze Breite der Bevölkerung, auch die Jüngeren, zu erreichen.

+++ Altenpflegekräfte überdurchschnittlich von Covid-19-Infektionen betroffen +++

Düsseldorf. Altenpflegekräfte sind einem Zeitungsbericht zufolge überdurchschnittlich von Corona-Infektionen betroffen. Von Beginn der Pandemie bis Mitte November waren bundesweit 2,5 Prozent der Altenpfleger und -pflegerinnen wegen einer Corona-Infektion arbeitsunfähig, wie die Barmer Krankenkasse in ihrem Pflegereport schreibt, der der Düsseldorfer »Rheinischen Post« (Montagsausgabe) vorliegt. Bei allen Berufsgruppen lag der Anteil demnach nur bei 1,6 Prozent.

Ohnehin sei der Krankenstand bei den Altenpflegehilfskräften überdurchschnittlich: Er liegt laut dem Report bei 8,7 Prozent - in anderen Berufen sind es im Schnitt 5,0 Prozent. In der Umfrage der Barmer gaben 52 Prozent der Pflegekräfte an, dass sie sich durch Heben und Tragen schwerer Lasten belastet fühlen. Bei anderen Branchen sind es nur acht Prozent. 40 Prozent der Pflegekräfte fühlen sich durch den regelmäßigen Umgang mit Leid und Tod emotional überlastet. Selbst der Termindruck ist bei Pflegekräften überdurchschnittlich hoch: So gaben 63 Prozent an, durch häufiges Arbeiten unter Zeitdruck überlastet zu sein, in allen anderen Branchen sind es 50 Prozent.

»Die Arbeitssituation in der Pflege greift die Gesundheit der Beschäftigten massiv an. Wenn die Beschäftigten ausfallen, werden Kollegen zusätzlich belastet, dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden«, sagte Heiner Beckmann, NRW-Chef der Barmer, der »Rheinischen Post«. Beckmann fordert, den Beitragssatz zur Pflegeversicherung einmalig anzuheben und den Bundeszuschuss aus Steuermitteln regelmäßig zu zahlen.

+++ Scholz für Aufhebung von Ausgangssperren für Geimpfte +++

Berlin. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) dringt auf weitreichende Ausnahmen von den Corona-Beschränkungen für Geimpfte, etwa bei Ausgangssperren. Für einen Bürger mit vollständigem Impfschutz, der »nur mit geringster Wahrscheinlichkeit einen anderen gefährdet«, seien bestimmte Beschränkungen schwer zu rechtfertigen, sagte Scholz den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Das Infektionsschutzgesetz sehe bereits Ausnahmen von den Ausgangsbeschränkungen vor für betreuende Angehörige, Berufstätige oder individuellen Sport bis Mitternacht. »Um Ausnahmen für Personen, die niemanden gefährden, weil sie vollständig geimpft sind, wird man da nicht herumkommen«, sagte der SPD-Politiker. Die dagegen ins Feld geführten Argumente überzeugten ihn nicht.

Die Bundesregierung arbeitet an einer Verordnung, die Geimpften die gleichen Erleichterungen und Möglichkeiten einräumen wie frisch Getesteten. »Mir ist wichtig, dass sich unser Vorschlag streng an den Grundrechten orientiert«, betonte Scholz: »Einschränkungen der Handlungsfreiheit sind nur gerechtfertigt, wenn sie dem Schutz der eigenen Gesundheit und der anderer Bürgerinnen und Bürger dienen.« Einige Bundesländer haben bereits entsprechende eigene Verordnungen erlassen. Bei der Maskenpflicht für alle werde es allerdings bleiben, sagte der Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat. Abstands- und Hygieneregeln müssten noch länger beachtet werden: »Das hört nicht von einem Tag auf den anderen auf, auch nicht für die Geimpften, denn ein Restrisiko bleibt bestehen.« Wie lange solche Regeln noch gelten werden, sei nicht seriös vorherzusagen. Scholz warnte aber vor einer »Rhetorik des ewigen Winters«.

+++ Mehr als 9000 Neuinfektionen in Deutschland +++

Berlin. In Deutschland sind innerhalb eines Tages 9160 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert worden. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Montagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden zudem 84 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem neuartigen Erreger gemeldet. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg erstmals seit einer Woche wieder leicht an. Sie liegt nun bei 146,9. Am Sonntag war der Inzidenzwert mit 146,5 angegeben worden.

Bei den absoluten Ansteckungszahlen ist jedoch ein deutlicher Trend zu erkennen: So lag die Zahl der Neuansteckungen vor einer Woche noch bei 11.907, also über 2700 mehr als diesen Montag. An Wochenenden liegt die Zahl der Neuinfektionen in der Regel niedriger als im Wochendurchschnitt, weil an den Wochenenden weniger getestet wird und weniger Testergebnisse übermittelt werden. Agenturen/nd

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