Spekulation mit Impfstoffforschung
Kursverluste nach Börsengang von Covid-Vakzin-Entwickler
Der für Aufregung sorgende Astra-Zeneca-Impfstoff ist eigentlich kein Astra-Zeneca-Impfstoff. Entwickelt wurde er von Experten der Universität Oxford und deren Ausgliederung Vaccitech. Die Biotechfirma legte am Freitag ihr Debüt an der US-Börse Nasdaq hin. Seither ging es bergab mit dem Kurs: Minus 17 Prozent lautete das Resultat bis Montagnachmittag.
Vaccitech wurde 2016 gegründet von den Impfstoffforschern Sarah Gilbert und Adrian Hill, Professoren an der Universität Oxford. Ziel war es, Geld für die Forschung an Vakzinen und Immuntherapien etwa gegen Hepatitis B oder Prostatakrebs zu akquirieren und Laborentdeckungen zu kommerzialisieren. Eine illustre Investorenrunde mit Google Ventures, Sequoia, koreanischen Spezialisten oder Tencent aus China stellten Risikokapital zur Verfügung. Ein Fonds der Universität Oxford ist aber bis heute mit 30 Prozent größter Anteilseigner. Zu den Entwicklungen gehörte ein Vektorimpfstoff gegen Ebola, der auf einem genetisch modifizierten Schimpansen-Adenovirus basiert. Daher war Vaccitech vorbereitet, als die Sars-CoV-2-Pandemie begann: Der Oxford-Impfstoff, der die Plattform des Ebola-Vakzins nutzt, gehörte weltweit zu den ersten verfügbaren. Der Pharmariese Astra-Zeneca wurde auserkoren, die Massenproduktion zu organisieren, zunächst zum Selbstkostenpreis. Dem Start-up brachte die Weitergabe der Technologie 2,5 Millionen Dollar ein.
Vaccitech hat zwar noch nie Gewinn gemacht - 2020 betrug der Verlust 17,9 Millionen Dollar -, man wollte aber den Corona-Rummel nutzen, um an der Börse weiteres Geld für die Forschung einzusammeln. Biotechfirmen wie Biontech, Moderna oder Novavax sind ja gerade hip unter Anlegern. »Die vielversprechendsten Firmen, die von den Zentren der Innovation und den Topuniversitäten kommen, sind solche, die sich globalen Herausforderungen zuwenden und dies profitabel tun«, warb Douglas Hansen-Luke vom Investor Future Planet Capital für die Vaccitech-Aktie. Letztlich kamen 110,5 Millionen Dollar zusammen, etwas weniger als erhofft. Und es folgte der Kurseinbruch nach dem Börsengang, was auf die Probleme mit Nebenwirkungen bei dem Corona-Impfstoff zurückgeführt wird. Auch die Aussicht, 1,4 Prozent der Nettoerlöse von Astra-Zeneca zu bekommen, wenn nach dem Ende der Pandemie Profite damit gemacht werden dürfen, scheint den renditehungrigen Börsianern nicht zu reichen.
Dabei hat man in Oxford Großes vor. Adrian Hill arbeitet an einem Malaria-Impfstoff namens R21/Matrix-M. Dank guter Ergebnisse in der Phase-II-Studie hofft der Forscher auf eine Notfallzulassung durch die Weltgesundheitsorganisation Ende 2021. Es wäre das erste Malaria-Vakzin überhaupt. Doch das ist genauso spekulativ wie das Geschäft mit Aktien.
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