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- Bauen als Klimaproblem
Nicht die Zukunft verbauen
Meine Sicht: Nicolas Šustr über kurzsichtiges Metern statt vorrausschauendes Planen
Bauen ist eines der unbeachtetsten Klimaprobleme unserer Zeit, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Die ungeheure Energie, die in Herstellung und Transport der meistverwendeten Baustoffe - Zement und Stahl - sowie die tatsächliche Errichtung der Gebäude geht, ist für rund elf Prozent der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich. Besinnungsloser Neubau in klassischer Weise bringt uns also der Klimahölle entscheidend näher. Der Abriss von in der Struktur eigentlich intakten Gebäuden ist wegen der Vernichtung der für sie aufgewendeten sogenannten Grauen Energie eine noch viel größere Sünde.
Dazu kommen die Probleme, die eine immer weitere Versiegelung des Bodens für Stadtklima und Artenvielfalt bedeuten. Doch nach wie vor wird die Aufstockung von Bestandgebäuden mit Hinweis auf viel zu hohe Kosten von der Stadtentwicklungsverwaltung und den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften nur in sehr zögerlichem Umfang umgesetzt - meist nur als schmückende Pilotprojekte, auf die keine Umsetzung in der Masse folgt. Wie bei vielen Umweltproblemen ist es vor allem die mangelnde Kostenwahrheit, die die langfristigen Schäden für Menschen und Natur ausblendet, was zu nur scheinbar günstigeren Lösungen führt.
Auch der Bau monotoner, unwirtlicher neuer Häuser, wie sie die auch von kommunalen Unternehmen beauftragte Investorenarchitektur überall in der Stadt entstehen lässt, verursacht soziale Kosten. Wer sich wegen schierer Hässlichkeit nicht mit seiner Gegend, seinem Wohnhaus identifizieren kann, ist einfach unzufriedener. Mit vielen Folgen für das Zusammenleben und das Wohlbefinden.
Christine Edmaier, die Präsidentin der Berliner Architektenkammer, wirkt schon lange wie eine Ruferin in der Wüste. Wenn eine Architektin teilweise gegen die wirtschaftlichen Interessen ihrer Zunft argumentiert, sollte sie nicht viel mehr Gehör bekommen?
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